Gewittervorschau 31.07.-06.08.2020

Aufziehendes Gewitter am 01.08.2012 über dem Gurten bei Bern

Zwar schauen wir im Rahmen dieses Blogs wie gewohnt auf eine ganze Woche, doch das Hauptaugenmerk richtet sich diesmal auf den Bundesfeiertag. Wenngleich kaum grössere Feiern und Feuerwerke stattfinden, so ist doch mit vielen Zuhausegebliebenen das Interesse am Wetter während der zahlreichen privaten Aktivitäten gross. Wir können es vorweg nehmen: Die privaten Feuerwerke werden wahrscheinlich vielerorts Konkurrenz von oben bekommen. Die Lage ist allerdings synoptisch komplex und derart vertrackt, dass die Modelle vogelwild herumrechnen. Daraus eine konkrete Prognose zu basteln, ist nicht ganz einfach…

Doch gehen wir Reihe nach. Die Ausgangslage zeigt eine schwaches Hoch über Mitteleuropa, das sich am Samstag allmählich verabschiedet und zunehmend einem Trog über Westeuropa den Einfluss überlässt:

Am Freitag liegt der Höhenrücken genau über der Schweiz und deckelt daher die meisten Entwicklungen. Lokale Auslöse ist nur orgraphisch unterstützt dort möglich, wo die Bodenheizfläche sehr hoch liegt, also in den Alpen. Die Gewitter werden allerdings nicht so gehäuft und kräftig auftreten wie noch am Donnerstagabend – manche Modelle lassen es sogar gänzlich trocken, woran die Erfahrung aus früheren Jahren mit sehr heissen Tagen jedoch zweifeln lässt. Feuchte und Energie ist dort jedenfalls genug vorhanden, das zeigten die Wolkenfelder heute Morgen an. Wahrscheinlich entstehen verstreut einige kurzlebige Schauer, von denen auch mal der Eine oder Andere elektrisch werden kann. Allerdings ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass irgendwo durch zufällige Konvergenzen der Deckel durchbrochen wird und ein einzelnes, kräftiges Gewitter entsteht.

Kommen wir nun zur Komplexität der Wetterlage am 1. August 2020. Die vorhandene Luftmasse ist heiss und sehr energiereich, zudem wird sie in mittleren Höhen bereits im Lauf des Morgens stark angefeuchtet. Die Modelle sind diesbezüglich noch stumm, aber bei solchen Voraussetzungen braucht es für Morgenkonvektion nur wenig – es sei hier vorsichtshalber einfach erwähnt. (Nachtrag: Doch, der neueste Cosmo-Lauf deutet jetzt etwas an). Jedenfalls sollte man sich von den tagelang geschürten Vorstellungen eines sonnigen, heissen und trockenen 1. August verabschieden – übrig bleibt davon nur: heiss. Hinzu kommt: schwül. Einen angenehmen Sommertag stellt man sich gemeinhin anders vor…

Nun müssen wir also mal wieder abwarten, was am Morgen geschieht, denn das wird Auswirkungen auf den ganzen Rest des Tages haben. Sollten bereits am Morgen Gewitter durchs Mittelland und über den Jura ziehen, hat man dort zumindest bis zum späten Nachmittag mal Ruhe. Ist es am Morgen trocken und kann die Sonne voll einheizen, so geschieht das, was einige Modelle zeigen: Bereits ab Mittag können über dem Jura kräftige Gewitter entstehen. Sie ziehen mit dem südwestlichen Höhenwind auf der klassischen Juraschiene. Gegen diese Variante spricht allerdings das Bodentrögli nördlich von uns:

Tiefer Luftdruck über Deutschland und hoher über Frankreich hat unweigerlich zur Folge, dass der Wind in den unteren Luftschichten auf Nordwest dreht und bodennah trockenere Luft einfliessen lässt. Jetzt fragt sich nur: Zu welchem Zeitpunkt geschieht dies? Würgt dies die Gewitter in der Nordwestschweiz und im Jura gleich gänzlich ab oder geschieht die Entwicklung abgekoppelt von der Grundschicht einfach aus der feuchteren mittleren Schicht? Das wäre bei dieser Hitze brandgefährlich hinsichtlich heftiger Downbursts. Es ist jedenfalls angebracht, die Entwicklung sehr gut im Auge zu behalten und bei Anzeichen eines sich nähernden Gewitters alles reinzuräumen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Gegen Abend dreht dann auch der Wind in den mittleren Luftschichten auf West bis Nordwest, somit verlagert sich der Schwerpunkt der Gewitter an den Alpennordhang. Dieser Punkt ist derjenige, der noch am sichersten zu prognostizieren ist. Heftige, allmählich verclusternde Gewitter am Alpennordhang und inneralpin mit Starkregen und allenfalls dichtem, kleinkörnigem Hagel zeigen fast alle Modelle für den Abend. Worüber sich die Modelle allerdings überhaupt nicht einig sind, ist die Verlagerungsrichtung dieser Cluster, weil der steuernde Höhenwind nicht einheitlich berechnet wird. Manche Modelle belassen ihn auf Südwest, wodurch die Gewitter auch aus den Voralpen ins benachbarte Mittelland ziehen können (es gibt sogar Varianten, welche die Gewitter nach Norden ziehen lassen). Wiederum andere sehen eine frühere Drehung auf West bis Nordwest, was die Cluster mehr in die Alpen hineintreibt, in diesem Fall hätte das Mittelland nur noch allfällige Entwicklungen aus dem Jura (die am Abend wegen den oben geschilderten Umständen unwahrscheinlicher werden) zu befürchten. Alles in allem also Chaos pur in der Modellwelt und daher reine Nowcasting-Sache. Wir werden so gut wie möglich im Kurzwetterbericht unter dem Radar die kurzfristigen Entwicklungen und daraus resultierende Aussichten aktualisieren.

Am Sonntag zieht aus Nordwesten eine Kaltfront auf:

Da steht ein mehrheitlich stark bewölkter und regnerischer Tag an. Die Reste der schwül-heissen Luft lagern noch in den Alpentälern und werden durch den Nordwestwind angehoben, hier und vor allem an der Alpensüdseite ist daher mit weiteren kräftigen und niederschlagsreichen Gewittern zu rechnen. Im Lauf des Nachmittags stabilisiert es von Nordwesten, im Flachland wird es somit bald trocken, während die Hauptaktivität in den Alpen und im Süden am Abend zu erwarten ist.

Am Montag bekommen wir klassisches Rückseitenwetter mit labilisierender Höhenkaltluft. Ob daraus nur Schauer oder doch Gewitter resultieren, hängt hauptsächlich davon ab, wie gut sich bodennah vor allem in den Alpen noch Reste der schwülen Luft halten konnten. Unwetterartige Entwicklungen sind aber kaum noch zu erwarten. Im Tessin wird es mit zunehmendem Nordföhn trocken.

Dienstag ist dann Durchlüften angesagt. Zunehmender Hochdruckeinfluss aus Westen lässt es abgesehen von ein paar schwachen Schauern in den Ostalpen trocken bleiben, die Temperaturen bleiben deutlich unter 25 Grad. Am Morgen kann es – abhängig davon, ob es in der Nacht zuvor bereits aufklart, sogar recht frisch werden.

Der Mittwoch scheint der stabilste Tag der Woche zu werden. Ein neues Hoch baut sich auf und trocknet alle Restfeuchte von oben ab. Die Temperaturen steigen wieder in den normalen sommerlichen Bereich etwas über 25 Grad.

Die weitere Entwicklung ist noch nicht ganz klar. Einige Modelle zeigen seit Tagen ein stabiles Hoch über West- bis Mitteleuropa, das mit Luftmassen aus Süden die nächste Hitzewelle einleitet, die dann auch etwas länger anhalten könnte. Wir haben allerdings einen Westlagen-Sommer und der Siebenschläfer-Zeitraum ist noch nicht vorüber. Es würde daher nicht erstaunen, wenn jene Modelle Recht behalten, welche eher eine antizyklonale Westlage sehen. Auch diese bringt heisse Tage, aber weniger stabil und anfällig für zumindest vom Bergland ausgehende Gewitter.

Gewittervorschau 21.-27.07.2020

Aus Westen nichts Neues: So kann man kurz die Lage in diesem Hochsommer zusammenfassen. Die recht verlässliche Siebenschläfer-Regel, wonach sich die Anfang Juli etablierte grossräumige Zirkulation mehrere Wochen (es müssen nicht exakt sieben sein) hält, ist auch in diesem Jahr wieder eine Macht. Die spannende Frage während einer solchen Phase ist die, wie viele Anteile von Nordwest oder Südwest sich zwischendurch reinmischen. Letzte Woche war Nordwest dran, diese Woche ist es eher Südwest (wenn auch nur wenig), was sofort einen völlig anderen Witterungscharakter zur Folge hat, weil energiereichere Luftmassen ins Spiel kommen. Für alle, die es bisher vermisst haben: Endlich stellt sich eine mehrere Tage anhaltende potenzielle Gewitterlage ein. Diese kann sich allerdings jeden Tag ein wenig anders präsentieren.

Betrachten wir die grossräumige Ausgangslage mit den steuernden Druckgebieten und den Windströmungen in rund 5500 m Höhe, so sehen wir eine recht stramme Westströmung, die den gesamten Raum vom Nordatlantik bis weit nach Europa hinein dominiert:

Schaut man genau hin, so sieht man eine nordwestliche Höhenströmung von Grönland über Island und die Nordsee bis ins nördliche Mitteleuropa; sie bringt bereits seit Wochen mit nur kurzen Unterbrechungen sehr kühle Polarluft. Auf der anderen Seite zielt dank eines abgetropften Höhentiefs bei Portugal eine warme südwestliche Strömung in Richtung Alpen. Über Süddeutschland treffen diese unterschiedlichen Luftmassen in einer scharfen Grenze aufeinander, allerdings unter relativ hohem Luftdruck:

Die parallel zur Höhenströmung schleifende Bodenkaltfront ist nur wenig aktiv, verharrt bis Donnerstag mehr oder weniger in dieser Position, womit die Schweiz in der subtropischen Luftmasse verbleibt. Wozu eine solche fähig ist, haben wir bereits heute Morgen in weiten Teilen des Mittellands erleben dürfen: Kleinräumige, in den Modellkarten kaum erkennbare Kurwellentröge reichen aus, um diese schwüle Suppe auch ohne Sonneneinstrahlung hochkochen zu lassen. Wenn also in den Lokalmodellen in den frühen Morgenstunden schwache Niederschlagssignale auftauchen, so kann man fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie sich wie heute früh als ausgewachsene Gewitter entpuppen werden. Wenn Modelle etwas nicht können, dann ist es Morgenkonvektion. Wäre schön, wenn die Modellentwickler da mal dran arbeiten würden…

Hat sich die Energie am Morgen mal entladen, hat man für eine gewisse Zeit Ruhe. Die Restwolken müssen sich erst mal verziehen und der Sonne Gelegenheit geben, die am Boden liegende Feuchte wieder hochzuziehen. Schauer und Gewitter am frühen Nachmittag gehen somit in erster Linie dort nieder, wo es am Vormittag trocken war. Die am Morgen bedienten Gebiete werden dann am Abend und der folgenden Nacht wieder beglückt. So in etwa sieht der jeweilige Tagesablauf der kommenden drei Tage aus – man muss also vom Wetter am Morgen auf den weiteren Verlauf schliessen. Dank der zügigen Höhenströmung bewegen sich die Gewitter sehr rasch, es kommt also nur selten zu stundenlangem Starkregen, die Überflutungsgefahr ist eher gering. Hagel ist eher kleinkörnig ein Thema, weil zwar eine starke Geschwindigkeitsscherung, aber keine Richtungsscherung herrscht (am Boden in etwa gleiche Windrichtung wie in der Höhe). Der Höhenwind kann in Begleitung von Gewittern mal in tiefe Lagen runtergemischt werden, mehr als „normale“ stürmische Böen sind allerdings bei den wenig organisierten Gewittern die Ausnahme.

Am Freitag ändert die Lage etwas, denn westlich von uns etabliert sich ein Zwischenhoch und drückt somit die kühlere Luftmasse aus Nordwesten gegen die Alpen:

Kaltfrontgewitter sind somit bereits Donnerstagnacht zu erwarten – wie aktiv, hängt wie oben erläutert von den Bedingungen tagsüber ab. Jedenfalls verlagert sich die Aktivität am Freitag an den Alpennordhang und in die Alpen: Länger anhaltender, zu Beginn noch gewittrig durchsetzter Stauregen ist zu erwarten. Gut möglich, dass der Schub aus Nordwesten zu schwach ist, um die Warmluftnester in den Alpentälern auszuräumen, dann sind inneralpin noch ganztags kräftige Gewitter möglich.

Am Wochenende und zu Beginn der neuen Woche wird es abenteuerlich, da die Abfolge der kurzwelligen Hochs und Tiefs in den Modellen zeitlich verschoben gerechnet wird. Möglich ist ein schwach wirksames Zwischenhoch am Samstag, das bereits am Sonntag von der nächsten Kaltfront verdrängt wird. Es gibt aber auch Rechungen, die es zwei bis drei Tage stabiler und hochsommerlich warm wollen, wie schon aktuell aber mit einer drohenden Luftmassengrenze knapp nördlich von uns. Mit dem daraus resultierenden Überraschungspotenzial müssen wir wohl oder übel noch längere Zeit leben müssen…

Gewittervorschau 10.-16.07.2020

Denjenigen, die das Wetter nicht nur mittels Blick aus dem Fenster, sondern auch auf Wetter- und Modellkarten verfolgen, erzähle ich hiermit wohl nichts Neues: Dieser Sommer ist ein typischer Westlagen-Sommer. Dabei verläuft der Jetstream mehr oder weniger glatt vom Nordatlantik bis Europa und mäandert nur wenig. Für unsere Witterung massgeblich ist bei solchen Lagen das Verhalten des Azorenhochs. Dieses liegt wie ein grosser, fetter Wal auf dem Nordatlantik. Atmet es ein, bläht es sich auf und wirkt bis in den Alpenraum. Atmet es aus, schrumpft es und wenn die Windrichtung stimmt, trifft uns gelegentlich der Wasserstrahl aus seinem Atemloch. Die letzten drei Tage hat der Wal tief eingeatmet: Wir hatten Hochdruckwetter. Freitag/Samstag atmet er aus, Sonntag/Montag atmet er ein, Dienstag/Mittwoch atmet er aus… die Fortsetzung kann sich jeder selbst denken.

Blicken wir auf die Karte mit den steuernden Hoch- und Tiefdruckgebieten und den Windströmungen in rund 5500 m, so sehen wir am Freitag das sich in die linke untere Schmollecke zurückgezogene Azorenhoch und ein umfangreiches Tiefdrucksystem über Nordeuropa mit mehreren Randtiefs. Eines davon ist für uns besonders interessant, es steuert nämlich in der Nacht auf Samstag eine Kaltfront zu uns: das kleine Tief über der Nordsee bzw. in der Bodendruckkarte heute noch über England:

Die Besonderheit hierbei: Es handelt sich um den ehemaligen Tropensturm „Edouard“ – aussergewöhnlich früh in der Saison hat er einen neuen Rekord aufgestellt: Noch nie wurden vor dem 10. Juli fünf Tropenstürme verzeichnet (sie waren allerdings allesamt schwach). Die dafür spezialisierten Wetterdienste prognostizieren eine sehr aktive Hurrikan-Saison, wir können uns also noch auf etwas gefasst machen – bringen diese ex-Tropentiefs doch regelmässig unser Wetter durcheinander. Betrachten wir die Trajektorien der Luftmasse für den Zeitpunkt Freitagabend auf dem Jungfraujoch, sehen wir einen lehrbuchhaften Weg, an dem sich das Verhalten von Luftpaketen in Hochs und Tiefs ablesen lässt:

Richten wir das Augenmerk auf die rote Linie, die sich am Freitagabend ungefähr auf Höhe des Jungfraujochs befinden soll (700 hPa = ca. 3200 m), so sehen wir, dass es sich hierbei um eine Luftmasse tropischen Ursprungs handelt, die im Schlepptau von „Edouard“ über den Atlantik zu uns gelangt. Heute Donnerstag ist sie im Hoch abgesunken und befindet sich knapp westlich der Schweiz, das ist die Luftmasse, die uns den heutigen Hitzetag beschert hat. Man sieht auch sehr schön, wie dieses Luftpaket im Verlauf des Freitags unter Tiefdruckeinfluss angehoben wird, unterstützend wirkt sicher auch die Hebung an den Alpen bei westlicher Anströmung. Alleine diese Luftmasse würde uns keine Gewitter bringen, denn durch das gestrige und heutige Absinken im Hoch ist sie völlig ausgetrocknet worden. Betrachten wir aber den Weg der Luftmassen in etwas höheren Schichten (600 und 500 hPa, grüne und blaue Linie), so sehen wir, dass da die Herkunft eine andere ist, nämlich rund um die Iberische Halbinsel, und dass diese schon länger wieder auf dem aufsteigenden Ast ist – sie ist entsprechend auch feuchter. Das Benzin für die Freitagsgewitter wird also nicht vom Boden, sondern in der Höhe geliefert.

Der Freitag beginnt noch sonnig, wenn auch mit den obligaten hohen Wolkenfeldern (welche die Anfeuchtung in der Höhe sichtbar machen), und es wird zunehmend schwül. Etwa um die Mittagszeit bilden sich die ersten Schauer und Gewitter in den Alpen (ja, wir haben Hochsommer, die bremsende Schneebedeckung fällt weg) und ziehen unter Verclusterung nach Nordosten. Es dürfte daher wohl Mitte Nachmittag werden, bis es auch an den Voralpen auslöst, und im Verlauf des Abends frisst sich die Entwicklung allmählich ins Mittelland. Grund dafür ist die bodennahe Winddrehung auf Nordwest, was eine Konvergenz mit dem Outflow aus den Alpen erzeugt:

Solche Konstellationen riechen schwer danach, dass die Nordwestschweiz, der Jura sowie die nördlichen und westlichen Teile des Mittellands weitgehend gewitterfrei ausgehen, während es vor allem den Voralpen entlang und im angrenzenden Hügelland zu Unwettern mit Starkregen, Hagel bis mittlerer Grösse und lokalen Sturmböen kommt. Die zuvor leer ausgegangenen Gebiete können in der Nacht eventuell noch etwas Regen von der nachrückenden Kaltfront erhalten, die Modelle sind hierbei aber recht widersprüchlich – was wohl auf einen Kompromiss mit nicht allzu ergiebigen und womöglich auch nicht flächendeckem Niederschlag hinausläuft. Also wohl wieder ein windiger Kaltfrontdurchgang wie schon letzten Montag mit örtlich stürmischen Böen vor allem vom Jurasüdfuss (Joran) bis zum Bodensee.

Am Samstagmorgen regnet es am Alpennordhang wohl noch verbreitet mit allmählich nachlassender Intensität. Tagsüber kommt es noch zu spärlichen Schauern, im Flachland lockert es bereits wieder auf.

Und am Sonntag atmet der Wal wieder tief ein… Es bildet sich eine Hochdruckbrücke knapp nördlich von uns, sodass Bise aufkommt. Bis inklusive Montag bedeutet das wieder ruhiges und mässig warmes Hochdruckwetter. Erst am Dienstagabend oder sogar erst am Mittwoch erreicht uns eine nächste Störung, deren Intensität aber wohl deutlich schwächer ausfällt – ob es da für Gewitter reicht oder ob die ganze Sache erneut weitgehend trocken abläuft, ist noch offen. Jedenfalls geht das Auf und Ab der Temperaturen in die nächste Runde. Man darf gespannt sein, was uns dieser Sommer noch so bringt… extreme Ausreisser von der Klimanorm sind weiterhin nicht in Sicht:

Gewitterrückblick 01.07.2020

Eine sehr dankbare Zeit für die Blitzfotographie ist die Abenddämmerung. Dieser Schnappschuss gelang von Sellenbüren Richtung Süden, kurz bevor es komplett dunkel wurde.

Wir möchten Fabienne’s Gewittervorschau vermehrt mit einem Gewitterrückblick ergänzen. Der erste Tag des zweiten Sommermonats war ein sehr ausgiebiger Gewittertag. Auf der Vorderseite eines flachen Gewittertroges war es eher schwachwindig. Trotzdem gab es einige gut organisierte Gewittersysteme, welche da und dort auch mittelgrossen Hagel im Gepäck hatten. Die Orographie war einmal mehr prägend für die Gewitterentwicklung. Dank klarer Luft war die Beobachtung der Gewitter für Sturmjäger und weitere Interessierte ein Genuss. Die Resultate, zahlreiche Fotos und auch Videos werden jeweils im Sturmforum (sturmforum.ch) publiziert.

Die Regensummenkarten (meteoradar.ch/regenkarten) zeigen exemplarisch die für instabile Sommertage charakteristische Gewitterentwicklung: zuerst im Jura, gefolgt von den Voralpen und schliesslich am Abend im Mittelland. Aufgrund dieser Karten können auch gleich drei massgebende Gewitterzüge identifiziert werden:

– im Jura (13 – 16 Uhr) von Tavannes bis Breitenbach
– in den Voralpen (16 – 19 Uhr) vom Entlebuch zum oberen Zürichsee
– im Mittelland (19 – 02 Uhr) von Fribourg zum oberen Zürichsee

Die Regensumme überschritt vielerorts 20 mm in kurzer Zeit, vereinzelt gab es auch mehr als 40 mm. Das Maximum des SMN Messnetzes der Meteoschweiz wurde mit 40 mm in Engelberg registriert. Das sind keineswegs ungewöhnliche Werte für Sommergewitter, grössere Schäden durch Überflutungen sind unseres Wissens zum Glück weitgehend ausgeblieben. Etwas weniger günstig dürfte die Bilanz bei den Hagelschäden aussehen. Das Voralpengewitter (16 – 19 Uhr) war für die stärksten Hagelsignaturen des Tages verantwortlich. Dabei waren 3 Zentren auszumachen: etwa bei Büren (Nidwalden), Sattel (Schwyz) und Schmerikon (St. Gallen). Aus diesen Gegenden liegen Hagelmeldungen mit Korndurchmesser im Bereich von 2-4 cm vor. Das entspricht etwa den Schätzwerten aufgrund der Radarmessdaten. Es ist zur Zeit offen, ob dieses linkssziehende Voralpengewitter Merkmale einer Superzelle aufwies. Hierzu müssten Dopplerwinddaten nachgeprüft werden. Abgesehen von diesem Gewitter gab es kaum Hinweise auf Superzellen an diesem Tag.

Regensummenkarte 3 Std., 1.7.2020, 13 – 16 UhrRegensummenkarte 3 Std., 1.7.2020, 16 – 19 Uhr Regensummenkarte 3 Std., 1.7.2020 19 Uhr – 2.7.2020 2 UhrRegensummenkarte 24 Std., 1.7.2020 0730 Uhr – 2.7.2020 0730 UhrDie Panorama-Webcam in Sellenbüren gibt, dank der Ausrichtung nach SW, einen umfassenden Überblick über das Geschehen am Himmel vom Jura bis zu den Alpen. Der folgende Ausschnitt aus dem Tageszeitraffer zeigt exemplarisch die Entwicklung der drei aufgelisteten Gewitterzüge über dem Jura, den Voralpen und dem Mittelland. Beeindruckend vor allem, wie sich das Geschehen am Himmel nach dem Abzug der Voralpengewitter scheinbar beruhigt und der blaue Himmel wieder dominiert. Dann plötzlich, wie aus der Feder geschossen, steigen ganz rechts im Bild die ersten Hungertürmchen hoch. Die folgende Entwicklung ist dann nicht mehr aufzuhalten. Leider wird der Fluss des Zeitrafferfilms durch kurze UPC-bedingte Netzausfälle etwas gestört. Das Flackern am Filmende hat nichts mit Blitzen zu tun, sondern vielmehr mit dem mehrmaligen Versuch der Kamera, vom Tages- auf den Nachtmodus umzuschalten.

Zum Schluss der Radarfim des Tages, in welchem die Gewitterentwicklung für Interessierte im 5-Minuten Schritten aufgezeichnet ist. Die Tagesfilme sind für die User des kostengünstigen 3D-Radars von meteoradar für alle Tage der vergangenen 9 Monate verfügbar.