Wetter wiederholt sich nicht? Wenn man das Wetterjahr 2021 gedanklich an einem vorbeiziehen lässt, ist dieser etwas banale Meteorologenspruch rasch widerlegt. Die kommende Wetterlage mit Spülwaschgang bis fast ins Hochgebirge gleicht ziemlich stark jener von Ende Januar 2021. Auch damals hielt sich eine Schneedecke zumindest regional im Flachland fast den ganzen Monat und blieb nach wenigen Tagen Dauerregen als Seen in den Feldern liegen. Überhaupt war 2021 geprägt von extrem launigen Wetterphasen, wo das Wasser immer in kurzer Zeit in viel zu grossen Mengen kam, um dann wieder wochenlang auszubleiben. Ebenso verhält es sich mit der Temperatur – entweder viel zu warm oder viel zu kühl, so etwas wie „normales Wetter“ gab es in diesem Jahr selten. Diesem Motto bleibt sich 2021 bis zum allerletzten Tag treu.
Die Ausgangslage präsentiert sich heute Dienstag wie folgt:
Seit Tagen zieht in einer leicht wellenden Westströmung – wie so oft angetrieben durch einen Ausbruch polarer Kaltluft über Neufundland auf den Atlantik – ein Tief nach dem anderen über Mitteleuropa hinweg. Vor Portugal ist bereits ein Wellenberg zu erkennen, der sich zum Jahresende zu uns verlagert, die damit einhergehende Südwestströmung bringt uns einen Hauch Karibikfeeling, doch dazu später.
Nach dem Durchzug eines kompakten Regengebietes in den frühen Morgenstunden ist der Rest des Dienstags durch schauerartige Niederschläge geprägt, dazwischen hellt es allerdings höchstens ganz kurz mal auf. Auffälligstes Wetterelement ist heute der Südwestwind, der in erhöhten Lagen bereits stark bläst und lokal schon in den frühen Morgenstunden zweistellige Pluswerte bringt. Die Schneefallgrenze steigt entsprechend vorübergehend bis gegen 2000 Meter an, erst am Abend folgt wieder eine etwas kühlere Luftmasse, welche die Schneefallgrenze zumindest in der Nordschweiz wieder auf 1000 m sinkend lässt. Mit der Kaltfront und Winddrehung auf West treten am frühen Abend die stärksten Böen auf. Sie können auch im Flachland – bevorzugt in exponierten Lagen und dort, wo der Wind schön kanalisiert wird wie etwa dem Hochrhein entlang und am Bodensee – Sturmstärke erreichen:
Am Mittwoch geht es zwar windig weiter, mit Sturmböen ist allerdings nur noch in höheren Lagen zu rechnen. Stattdessen wird der Regen das Hauptthema, denn mit Drehung des Höhenwindes auf nordwestliche Richtung stellen sich die Alpen den permanent heranbrausenden Regenwolken geradezu wie eine Staumauer in den Weg. Gezeigt werden hier die kumulierten Niederschlagsmengen seit Dienstag 01:00 Uhr MEZ bis Donnerstagmorgen:
Kommt hinzu, dass die Schneefallgrenze im Lauf des Donnerstags wieder allmählich ansteigt und bis der Niederschlag aufhört etwa 2500 m erreicht. Das wird interessant, weil am Alpennordhang in 1800 m Höhe noch rund 1.5 Meter Schnee liegt, von ursprünglich 2 Meter schön kompaktiert durch die höhenwarme Hochdrucklage vor Weihnachten. Als Beispiel sei hier eine Schneemessstation in den zentralen Voralpen verlinkt: SLF Schönbüel, 1777 m
Die Frage ist nun, wie viel Regen die Schneedecke noch aufzusaugen vermag, bevor der ganz grosse Schmelzprozess in Gang kommt. Da unterhalb von rund 1200 m bereits über die Weihnachtstage viel weggespült wurde, ist immerhin von dort unten nicht noch viel zusätzliches Schmelzwasser zu erwarten, allerdings gelangt hier der gesamte Niederschlag ohne Verzögerung in die Bäche und Flüsse. Kurzum: Die hydrologischen Modelle dürften mit dieser Ausgangslage viel schwierigere Bedingungen zur Berechnung einer Hochwasserwelle vorfinden als etwa beim letzten Ereignis im Sommer. Die gute Nachricht: Im Lauf des Donnerstags setzt sich das eingangs erwähnte Hochdruckgebiet durch und es ist dann erst mal für ein paar Tage trocken, sodass sich die Lage rasch wieder entspannen kann.
Eine antizyklonale Südwestlage zu Silvester bringt zu dieser Jahreszeit die wärmstmögliche Luftmasse direkt aus der Karibik zu uns. Das hier sind die berechneten Temperaturen – in rund 1500 Meter Höhe wohlverstanden:
Wegen fehlender Durchmischung wird sich das allerings kaum bis ins Flachland auswirken, die Auskühlung in den derzeit sehr langen Nächten ist einfach zu stark und dann bildet sich rasch eine Inversion. Die höchsten Temperaturen dürften im Jura auftreten, wo der Südwestwind noch am ehesten greift. Sollte er es bis in die Täler schaffen, so sind theoretisch lokal Höchstwerte über 20 Grad möglich.
In diesem Sinne: Allen einen wohligen Rutsch ins Neue Jahr!