Wieder steht ein Wochenende an und wieder – wie schon vor einer Woche angedroht – wird unser Wetter turbulent. Die Wetterlage scheint derzeit auf einen Wochenrhythmus getaktet zu sein, was bei lebhaften Westlagen recht häufig vorkommt. Dies liegt in der natürlichen Lebensdauer der nordatlantischen Zentraltiefs begründet, die ungefähr bei 7 Tagen liegt. Während sich das alte Tief über Skandinavien zum Sterben legt, entwickelt sich an der Südspitze Grönlands das nächste. Dazwischen gelangt Mitteleuropa in den Einfluss eines Zwischenhochs, derzeit jeweils in der ersten Wochenhälfte. Zum Wochenede hin greifen dann wieder die Tröge des neuen Tiefdruckkomplexes auf unsere Region über. Gut möglich also, dass wir uns in einer Woche wieder hier treffen werden…
Die Karte im Titelbild zeigt uns einen sehr gesunden und strammen Jetstream. Dabei werden im 300 hPa-Niveau (ungefähr in 9000 m Höhe) zwischen Island und Schottland bis zu 220 Knoten (= knapp 400 km/h) erreicht. Dort wo sich der Jetstream auffächert (in unserer Karte zwischen Schottland und Norwegen) entsteht eine Höhendivergenz, die Luft muss von unten nachströmen, steigt also auf, am Boden bildet sich ein neues Randtief. Dies geschieht zwischen Donnerstagmittag und Samstagmittag gleich drei Mal. In der Folge wird der Jetstream durch das sich aufwölbende Azorenhoch auseinandergerissen und schwächt sich ab, mit der Ostverlagerung des gesamten Systems gelangt Westeuropa neuerlich unter Hochdruckeinfluss.
Das erste (schwächste) Sturmfeld einer zum ersten Randtief gehörenden Okklusion erreicht uns am Donnerstagabend. Abgesehen von ein paar kräftigeren Böen (etwa 60 km/h) und etwas Regen geschieht dabei in den Niederungen auf der Alpennordseite der Schweiz noch nicht viel. Auf den Berggipfeln ist hingegen mit ersten Orkanböen um 120 km/h zu rechnen.
Die zweite Welle trifft am Freitagabend ein:
Dieses Sturmfeld liegt unter einer Warmfront. Der skalige Regen wird die Durchmischung stark abbremsen, sodass die Böen in den Niederungen erneut kaum mehr als 70, in exponierten Lagen 80 km/h erreichen. Auf den Gipfeln von Jura, Schwarzwald und Voralpen erreicht der Weststurm aber zu dieser Zeit den Höhepunkt mit Böen bis zu 150 km/h. Wie auf der Karte zu erkennen ist, liegt das Hauptsturmfeld weiter östlich. Dies wird insbesondere am Samstagmorgen am Alpenostrand nach dem Durchzug der Warmfront relevant, wo die Kanalisierung durch die Umströmung des Alpenriegels am stärksten wirkt. Böen von 120 km/h in der Gegend von Wien sind realistisch, auf den Berggipfeln der Ostalpen bringen solche Lagen gut und gerne 180 bis 200 km/h.
Mit der Warmfront steigt die Schneefallgrenze in der Nacht zum Samstag auf 2000 m an. Die Skigebiete haben dabei noch insofern Glück, als dass der Regen am Samstag tagsüber im Warmsektor eine Pause einlegt. Der warme Wind wird aber die Schneeschmelze in den mittleren Lagen weiter vorantreiben. Interessant wird sein, wie hoch die Temperaturen auf der Alpensüdseite steigen. Der Nordföhn wird im Lauf des Samstags vorübergehend schwächer, sodass das tageszeitliche Timing der Durchmischung nicht optimal erscheint. Die 20-Grad-Marke dürfte aber im Mitteltessin geknackt werden. Dasselbe ist für die Leegebiete am Alpenostrand lokal knapp möglich.
Wie schon vor einer Woche, erreicht am Sonntagmorgen die Kaltfront von Norden her die Schweiz. Diesmal liegt der Trogvorstoss allerdings etwas westlicher, sodass die gesamte Alpennordseite von der Kaltluft erfasst wird:
Die Niederschlagsintensität dürfte vor allem im Alpenstau für einige Stunden recht hoch sein, dabei sinkt die Schneefallgrenze rasch bis in die Niederungen. Nach den derzeitigen Unterlagen sind 10 bis 20 cm Schnee im höheren Mittelland durchaus realistisch, ganz unten dürfte es weniger sein, die Konsistenz des Nassschnees jedoch für den Bau von Schneemännern optimal sein. Frohe Botschaft also für alle Kinder und Junggebliebenen, die sich am Sonntagnachmittag austoben wollen. Die Gelegenheit sollte genutzt werden, denn der Lebensdauer der weissen Pracht sind in den Niederungen enge Grenzen gesetzt. Weniger gemütlich wird es am Sonntag in den höheren Lagen der Alpen sowie auf der Alpensüdseite:
Der Nordwind wird stürmisch bis in die Täler durchgreifen. Mit der Höhenkaltluft steigen die Temperaturen allerdings bei weitem nicht mehr so hoch wie noch am Samstag.
Fazit: Für die Schweiz wird das vor allem bei unseren nördlichen Nachbarn teils zum Orkan hochstilisierten Ereignis keine aussergewöhnlichen Auswirkungen haben. In den Ensembles tauchen derzeit keine Schnellläufer auf südlicheren Zugbahnen auf, welche für unsere Region gefährlich werden könnten.