Wochenvorschau Gewitter 25.5. – 1.6.2012

Vorhersagekarte des GFS Modells für Sonntag. Quelle: wetter3.de

Die letzten Tage waren geprägt von einer erhöhten Tendenz zu lokalen Schauern oder Gewittern. Diese entstanden in einer flachen Druckverteilung am Nordrand einer langgezogenen Tiefdruckrinne im Mittelmeer. Dementsprechend zogen die Gewitter eher unüblicherweise aus Osten auf, waren aber in ihrer Intensität eher moderat und verkrümelten sich rasch, so dass grössere Hochwasserschäden ausblieben.

Die grossräumige Lage der nächsten Tage wird durch ein stabiles Hoch über der Nordsee bestimmt, dessen Kern sich über die Pfingsttage langsam nach Westen verlagert. Mit einer auflebenden Bisenströmung auf der SE-Flanke des Atlantikhochs wird in den nächsten Tagen recht trockene Luft gegen unser Land geführt. Die Gewitterneigung ist so erstmal im Mittelland unterdrückt. Höchstens in den Bergen, im Süden oder ganz im Westen sind einzelne Entladungen im Tagesgang nicht ganz ausgeschlossen. Im übrigen können wir uns auf schöne und meist störungsfreie Pfingsttage freuen. Eine Überraschung ist allenfalls von Samstag auf Sonntag möglich, wenn nämlich ein schwaches zyklonal geprägtes Hebungsgebiet von Nordosten her über unser Land hinwegzieht.

Am Pfingstsonntag stellt die Bise langsam ab, so dass die Gewitterneigung langsam zunimmt. Diese ist durch den Tagesgang bestimmt und dürfte sich weiterhin eher auf die Berge (Alpen und Jura) beschränken. Erst auf die Wochenmitte hin ist im Vorfeld eines neuen Kaltluftausbruches über der Nordsee und Skandinavien (d.h. auf der Ostflanke des sich nach Westen schiebenden Atlantikhochs) mit einem Zustrom von feuchteren Luftmassen aus Westen zu rechnen, so dass auch die Gewitter- und Niederschlagsneigung langsam weiter zunehmen dürfte. Auf Donnerstag könnte uns dann aus Norden die mit dem erwähnten Kaltluftausbruch verbundene Kaltfront erreichen und, mindestens vorübergehend, eine kühlere Witterungsperiode einleiten. Diese Entwicklung ist selbstredend im jetzigen Zeitpunkt spekulativ und deshalb mit der nötigen Vorsicht aufzunehmen. Allerdings stützen sowohl das GFS- wie auch das EZ-Modell die beschriebene Entwicklung, wenn auch mit Unterschieden im Ausmass und der Langzeitwirkung des Kaltluftvorstosses.

Die Vorhersagekarte für Sonntag des GFS-Modells zeigt exemplarisch die Westverlagerung des Atlantikhochs und die Kopplung dieser Verlagerung mit dem Ausbruch polarer Kaltluft in Richtung Skandinavien und Nordsee. Weiter südlich schwappen diverse Kaltlufttropfen über dem Atlantik und dem europäischen Kontinent umher. Die Zugbahn dieser „Fettaugen“ ist immer für eine Überraschung gut. Je nachdem, kann die Gewitterneigung bei uns markant zunehmen oder eher gering bleiben. Dies ist für die kommende Woche ein Unsicherheitsfaktor, welcher im Auge zu behalten ist.

 

 

Wochenvorschau Gewitter 18.5. – 25.5.2012

Vorhersagekarte CAPE für Sonntag, 12 UTC, GFS-Modell. Quelle: wetter3.de

Viele Freizeitveranstaltungen und -aktivitäten finden jeweils am Wochenende statt. Aus diesem Grund schieben wir die Wochenvorschau eher in die Wochenmitte oder die 2. Wochenhälfte, damit für das Wochenende weniger in der Langfrist spekuliert werden muss.

Das Wetter hat sich recht gut an die Vorhersage der letzten Wochenvorschau gehalten. Eine Warmfront aus Südwesten bringt heute Freitag viele Wolken und auch immer wieder etwas Niederschlag. Übers Wochenende liegt unser Land in einer südwestlichen, später südlichen Höhenströmung, mit welcher kontinuierlich warme und auch feuchte Mittelmeerluft herangeführt wird. So wird auch der Südföhn aufleben und sich bis Sonntag verstärken. Der Trog schwenkt nicht sofort aus Westen herein, sondern spaltet sich zunächst im westlichen Mittelmeer zu einem abgeschlossenen Kaltlufttropfen ab. Dieser setzt sich dann zu Wochenbeginn in Richtung NE in Bewegung und wird über die Alpen auf der berüchtigten Zugbahn Vb hinwegziehen. Die Höhenströmung wird über Süd, SE, Ost auf Nord drehen, und durch Aufgleiten der Warmluft und Staueinwirkung an den Alpen sind in den klassischen Südstaugebieten (Tessin, Simplongebiet) starke, auch unwetterartige Niederschläge zu erwarten. Diese greifen erst auf Montag allmählich auch auf die Alpennordseite über und werden bis zur Wochenmitte trübe, kühle und nasse Witterung einleiten.

Die Schauer heute Freitag können vereinzelt gewittrig werden, für mehr ist die Luftschichtung zu stabil. Morgen Samstag können vor allem im Jura und den westlichen Voralpen thermisch ausgelöste Gewitter entstehen, welche vereinzelt auch ins Flachland hinauswandern. Im Osten wird der auflebende Föhn die Gewitterbildung vermutlich meist unterdrücken.

Ähnlich ist die Lage am Sonntag. Der Föhn verstärkt sich, während im Westen weiterhin im Tagesgang Gewitter möglich sind. Auf Montag wird der Föhn nachlassen, und auf der Vorderseite des Höhentiefs werden aus Osten mehrere Feuchtestaffeln mit z.T. gewittrigen Niederschlägen die Alpennordseite überqueren. Eine Detailprognose ist zur Zeit nicht möglich, der Fahrplan dieser Staffeln kann nur in der Kurzfrist verfolgt und prognostiziert werden. Nach Durchzug des Höhentiefs wird sich die Luftschichtung durch Einfliessen von bodennaher Kaltluft stabilisieren, so ist Dienstag/Mittwoch trübe, kühle und regnerische Witterung ohne Gewitter zu erwarten.

Nach der Wochenmitte lässt der Einfluss des Höhentiefs vermutlich langsam nach. Die Druckverteilung verflacht sich, es setzt Tagesgangwetter mit Erwärmung und erneut zunehmender Gewittertendenz ein.

Die beigefügte Vorhersagekarte des GFS Modells zeigt die CAPE am Sonntag 12 UTC, mit dem typischen Föhnloch über den östlichen Landesteilen.

 

Wochenvorschau Gewitter 14.-20.5.2012

Die Wetterlage für den Freitagabend, 18.5.2012, 20 Uhr (18 UTC). Quelle: wetter3.de

Mit diesem Blog eröffnen wir eine Serie von Beiträgen über das Gewitterrisiko in der jeweils kommenden Woche. Die Reihe wird den Sommer über in loser Folge fortgesetzt. Zusammenfassend lässt sich jetzt schon sagen, dass das Risiko für Gewitter erst am kommenden Wochenende wieder markant ansteigt. Hingegen ist weiterhin wechselhaftes Wetter zu erwarten. Verschiedene Störungen dürften, im Wechsel mit Zwischenhocheinfluss, für Wolken, Regen und auch Wind besorgt sein.

Am Montag wird ein erstes Zwischenhoch für freundliches und auch wieder etwas wärmeres Wetter sorgen. Am Dienstag folgt ein neuer Kaltluftvorstoss aus Nordwesten, dessen Zentrum knapp nördlich unseres Landes vorbeiziehen dürfte. Wir erwarten ab der 2. Tageshälfte am Dienstag Niederschlag, auch Westwind und erneut einen markanten Temperaturrückgang. Vereinzelt können Blitz und Donner dabei sein, insgesamt aber reicht die präfrontale Labilisierung nicht aus für hochreichende Gewittertürme.

Am Mittwoch dürfte frisches Rückseitenwetter vorherrschen, Es ist mit Schauern, vereinzelt auch wiederum mit Blitz und Donner zu rechnen, deren Häufigkeit und Intensität im Tagesverlauf nachlassen dürfte, da sich erneut zunehmend Zwischenhocheinfluss bemerkbar macht. Über die vertikale Mächtigkeit der Rückseitenkaltluft besteht zur Zeit noch einige Unsicherheit. Je nachdem sind verbreiteter und kräftige, oder dann nur vereinzelte Schauer zu erwarten.

Nach erneutem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag folgt eine Umstellung der Wetterlage auf südwestliche Höhenströmung. Mit einer Warmfront gelangt feuchtlabile Warmluft aus dem westlichen Mittelmeer in unser Land und lässt das Gewitterrisiko aufs Wochenende markant ansteigen. Der Fahrplan und die Stärke der erwarteten Gewitter lassen sich zur Zeit nicht abschätzen. Die folgenden Aussagen sind deshalb spekulativ. Die Trogachse scheint sich nur langsam ostwärts zu verschieben. Bereits am Freitagabend sind erste Entladungen möglich, verbreiteter dann wohl am Samstag, bevor auf Sonntag eher wieder kühlere Meeresluft das Regime übernehmen könnte.

Die beigefügte Grafik des Vorhersagemodells GFS zeigt die potentiell gewitterträchtige Wetterlage für Freitagabend 20 Uhr (18 UTC).

Wann kommen die Gewitter – falls überhaupt?

Vorhersagekarte Bodendruck und Geopotential 500 hPa, Quelle: wetter3.de

Für Meteorologen ist es eine Herausforderung, bei Kaltfronten die Eintreffzeit und Stärke von erwarteten Gewittern möglichst exakt vorherzusehen. Bei der kommenden Kaltfront ist die Prognose besonders heikel. Das hängt mit zwei Faktoren zusammen:

1. Die Kaltfront kommt erst morgen Samstag. Falls es Gewitter gibt, werden diese im Vorfeld der Kaltfront erst in der Nacht auf Samstag erwartet – zu einer Tageszeit also, zu welcher die Sonne den Boden nicht mehr aufheizen kann, so dass ein wichtiger Trigger von Gewittern wegfällt.

2. Die Kaltluft kann in tiefen Schichten ohne Gewitterauslösung einsickern, die Luftmasse stabilisiert sich rasch – in der Folge kommt es allenfalls zu länger andauernden Niederschlägen – nur vereinzelt noch mit Blitz und Donner.

Als Laie kann man sich auf mehrere Arten orientieren:

a) man konsultiert die Vorhersagen des persönlichen Lieblings-Wetterdienstes, oder besser, man konsultiert gleich mehrere Wetterdienste, um sich das bestmögliche Bild zu machen.

b) man schaut sich die im Internet zahllos vorhandenen Wetterkarten an und bildet sich eine eigene Meinung.

c) man konsultiert die Diskussionen in einschlägigen Wetterforen, um die Sicht verschiedenster User (Fachleute und Laien) kennenzulernen. In der Schweiz kommt man selbstverständlich um das Schweizer Sturmforum (www.sturmforum.ch) nicht herum.

Wir kämpfen uns für einmal für Sie durch das Infomaterial durch und präsentieren Ihnen unsere Lesensweise. Selbstverständlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Ebensowenig versuchen wir, in die Tiefe einer Wetterkartenanalyse zu gehen. Eine solche zu machen und dann auch niederzuschreiben ist sehr zeitaufwendig. Auch so wird dieser Artikel noch lang genug. Wenn Sie, lieber Leser, sich durchlesen, dann ist Ihre Geduld schon sehr gross, und ich freue mich darüber :-).

A) Aktuelle Texte der Wetterdienste (Stand: Freitag, 14 Uhr)

MeteoSchweiz:
Heute sonnig. Dünne hohe Wolkenfelder und in der zweiten Tageshälfte etwas Quellbewölkung. In den Bergen mässiger, im Flachland allmählich schwacher Südwestwind. Morgen am Vormittag im östlichen Alpenraum noch einige Aufhellungen, sonst stark bewölkt und auf der Alpennordseite zeitweise Regen, einzelne Gewitter möglich.

SF Meteo
Heute weiterhin meist sonnig und bis 30 Grad heiss. Zeitweise Schleierwolken, im Jura einige Quellwolken. In der Nacht auf Samstag zunehmend bewölkt und bereits erste Schauer oder Gewitter.

Meteomedia:
In der Nacht auf Samstag breiten sich im Vorfeld einer Kaltfront vom Jura und vom Hochrhein ausgehend Schauer und Gewitter aus.

meteotest:
Entlang dem Jura und den Voralpen steigt das Gewitterrisiko am Abend leicht an.

meteonews (für Zentralschweiz):
In der Nacht zunehmend bewölkt und gegen Morgen aufkommende Regengüsse, örtlich auch Gewitter möglich.

Unsere Zusammenfassung: Erste Gewitter kann es bereits heute Abend (im Jura, meteotest) geben, oder auch erst morgen Vormittag, wenn überhaupt (MeteoSchweiz). Die demokratische Mehrheit der Wetterdienste ist für Gewitter in der kommenden Nacht, eigentlich nur mit der Gegenstimme der MeteoSchweiz.

B) Sicht des Modells GFS

Meine persönliche Präferenz ist das GFS Modell, vor allem deshalb, weil die Karten bei wetter3.de, zuverlässig und in angenehmer Farbdarstellung abrufbar sind. Die hier referenzierten Karten sind diesem Artikel beigefügt. Es wird darauf verzichtet, die folgenden Aussagen anhand der Karten für den Leser nachvollziehbar zu begründen. Ebenso verzichten wir darauf, andere Modelle zu Rate zu ziehen, Begründung siehe oben…

Was kann ich da sehen?

– eine vorlaufende Bodenkonvergenz, welche um 20 Uhr (18 Z) knapp NW der Schweiz liegt (Karte 1). Im Bereich der Konvergenzlinie sind die CAPE-Werte (Karte 2) aber auch die CIN-Werte (Karte 3) besonders hoch. Hohe CIN-Werte bedeuten eine grosse Hemmschwelle zur Auslösung von Gewittern. Wenns aber losgeht (z.B. durch thermisch oder orographische Unterstützung), dann sind aufgrund der hohen CAPE-Werte durchaus auch kräftige Gewitter möglich.

Die Niederschlagsvorhersagekarte (Karte 4) zeigt bis 20 Uhr (18 Z) erste Signale im Jura. Diese Signale können nur durch lokale Schauer oder Gewitter generiert werden. Flächdeckend bleiben die erwarteten Niederschlagsmengen bis 20 Uhr gering, lokal kann es aber durchaus schon einen anständigen Sprutz geben.

Meine Interpretation: Am Abend, irgendwann nach 18 Uhr, erste Schauer im Jura möglich. Dabei dürften auch rasch einmal Blitz und Donner dabei sein. Aber Achtung, andere Modelle sehen das ganz anders, deshalb… Sprung zum Punkt C)

C) Sicht des Schweizerischen Sturmforums

Verfolgen Sie die seit einigen Tagen spannende Diskussion auf www.sturmforum.ch, aktuell in folgenden Threads:

http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8183
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8189

Vorhersagekarte CAPE, "lifted index", Quelle: wetter3.de

Vorhersagekarte CIN, Quelle: wetter3.de

Vorhersagekarte Niederschlag bis 210 Uhr, Quelle: wetter3.de