Gewittervorschau 12.-16.08.2021

Auch der mogendliche Blick zum Himmel nützt nicht viel: Die Gewittervorboten über Bern von heute Morgen befinden sich am Abend bereits über Salzburg

Das Positive vorweg: Die Zirkulationsform hat sich Ende Juli / Anfang August geändert, es gibt also mal etwas Neues zu berichten als immer nur von Tiefs und Trögen knapp westlich von oder direkt über uns. Was sich nicht geändert hat: Die grosse Unsicherheit in den Modellen sogar in der Kurzfrist. Von überhaupt nichts bis grosses Rumms wird in 24 Stunden gerechnet, wobei die Modelle da wahrscheinlich gar nicht viel dafür können, wenn die Erhebung der Daten so dünn ist, dass Feuchte- und Hebungsfelder mal so und mal anders gerechnet werden. Gut möglich also, dass wir an einem vermeintlich schönen Morgen mit einem Knall aus dem Bett geholt werden wie am Mittwoch, oder dass sich eine vorhergesagte Gewitterfront buchstäblich in warme Luft auflöst. Der Grund liegt in einer recht dynamischen Höhenwetterlage: Wird die Geschwindigkeit eines Luftpakets auch nur um 10 km/h falsch berechnet, befindet es sich in 24 Stunden statt über Bern dann eben locker mal über dem Allgäu, beispielsweise.

Der Blick auf die Höhenwinde und die steuernden Druckzentren in Europa verrät uns, wie der Hase diesmal läuft:

Weg ist die meridionale Zirkulation mit starken Austrogungen vom Juni und Juli – inzwischen hat sich eine recht stramme Westströmung vom zentralen Nordatlantik bis weit in den europäischen Kontinent hinein etabliert. Es wäre dies in etwa das normale Hochsommermuster, nun kommt es eben zu Beginn des Spätsommers, so wie in letzter Zeit überhaupt die Zirkulationsmuster den langjährigen Gepflogenheiten hinterher hinken, egal zu welcher Jahreszeit. In diese Westströmung eingebettet sind relativ schwache Störungszonen (man kann sie kaum Fronten nennen): Ein klein wenig kältere Luft in der Höhe hier, ein Wellchen etwas weiter unten dort, und das alles recht flott mit etwa 45 km/h +/- 10 unterwegs, wobei der Wind in 3000 m derzeit stärker ist als in 6000 m. So sind die Wolken von heute Morgen, die man gerne als Gewittervorboten interpretiert, am Mittag schon längst wieder ausser Landes und die Sonne heizt ungehindert ein. Der nächste Feuchteeinschub folgt erst ab dem späten Abend, sodass die Schauer- und Gewitterneigung am Nachmittag und frühen Abend noch gering bleibt.

Was genau in der Nacht zum Freitag zu uns reinkommt, wollen uns die Modelle auch 18 Stunden vorher noch nicht verraten. Arome modelliert ein klitzekleines Höhenkaltllufttröpfli, das offenbar ausreicht, um einen schönen Cluster entstehen zu lassen. Bei Euro4 ist die Höhenkaltluft (vielleicht aufgrund der geringeren Auflösung) etwas weniger akzentuiert und dafür breiter verteilt, was eher linienförmige Entwicklung zulässt. Und ICON-D2 scheint mit der Lage überhaupt überfordert zu sein, wie bereits am Mittwochmorgen sind nur sehr schwache Signale vorhanden. Man muss also davon ausgehen, dass in der Nacht Gewitter durchziehen, auch wenn noch nicht klar ist in welcher Form und wo genau, ob nur regional beschränkt oder doch in etwas breiterer Front. Klar ist einzig, dass wenn sich Gewitter entwickeln, diese lokal schwere Sturmböen bringen können:

Besser also, man geht auf Nummer sicher und räumt am Abend alles rein, was davon fliegen könnte. Die gerechneten Niederschlagssummen sind dank der schnellen Verlagerung hingegen relativ bescheiden verglichen mit dem, was wir aus den letzten Monaten kennen. Hagel kann lokal trotzdem ein Thema sein.

Am Freitagmorgen ziehen die Reste dieser Störung recht flott nach Osten weg und die Sonne setzt sich wieder durch. Jetzt haben wir es mit einer sehr schwülen Luftmasse zu tun, was je nach dem, was in der Nacht an Niederschlag gefallen ist, noch verstärkt wird. Allerdings wölbt sich der Rücken des Subtropenhochs genau über uns auf:

Mit extrem warmer Höhenluft über uns und Absinken im Hoch wird die schwüle Grundschicht gedeckelt was nur geht. Von Freitagabend bis Sonntagmorgen sind also Entwicklungen sehr unwahrscheinlich – allenfalls können sie vereinzelt dort entstehen, wo die Heizfläche sehr hoch liegt, also in den Hochalpen. Es sei denn, es mogelt sich in der jetzt eher südwestlichen Strömung wieder ein kleines Feuchtefeld rein, das am einen oder anderen Morgen für eine Überraschung sorgen kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist am Sonntagmorgen etwas höher als am Samstag, weil sich der Hochdruck bereits wieder langsam nach Süden zurückzieht. Das lässt ab Sonntagnachmittag auch die Wahrscheinlichkeit für Gewitter steigen, wobei sich diese vorerst noch auf die Berge beschränken dürften.

Dies ändert sich mit einer Kaltfront, die nach aktuellem Stand am Montag reinziehen soll und unserem Sommerintermezzo bereits wieder ein Ende setzt:

Je nach Timing der Front, vor allem wenn sie erst in der zweiten Tageshälfte reinkommt, kann es unwetterartig ablaufen. Der deutliche Temperatursturz spricht für sehr starken Wind, der den Gewittern mitunter weit voraus läuft. Für Details ist jetzt aber noch eindeutig zu früh.

Was danach folgt, verrät auf obiger Karte der Blick in die linke obere Ecke. Eine Nordwestlage bringt Polarluft (sofern man sie im August so nennen kann) und drückt die Temperaturen einmal mehr auf ein alles andere als sommerliches Niveau. Eine Erholung auf jahreszeitübliche Werte ist frühestens am folgenden Wochenende zu erwarten.

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