Sturmvorschau 11.-17.12.2014

Lage des Randtiefs am Freitagmittag über Dänemark. Gut zu erkennen ist der breite Warmsektor mit milden Luftmassen aus Südwest (türkis bis grün).

Lage des Randtiefs am Freitagmittag über Dänemark. Gut zu erkennen ist der breite Warmsektor mit milden Luftmassen aus Südwest (hellblau bis grün).

Zugegeben: „Sturm“ ist zumindest für die Niederungen der Alpennordseite etwas hoch gegriffen. Aber es tut sich endlich was in der Wetterküche, und das ist nach inzwischen sechs Wochen Dauernebelgrau doch schon bemerkenswert. Die Grosswetterlage hat sich in den letzten Tagen nachhaltig umgestellt. Das Azorenhoch ist gestärkt und an seinem angestammten Platz, zwischen Grönland und Island entstehen immer wieder kräftige Tiefs. Aktuell tobt dort der Orkan „Alexandra“, der am Dienstagmorgen den tiefsten Kerndruck von 940 hPa aufwies. Er füllt sich nun auf seinem Weg nach Osten auf, tut dies allerdings nur langsam und an seiner Südwestflanke entwickelt sich am Donnerstag eine Welle, die sich am Freitag über der Nordsee zu einem Teiltief mit Kerndruck zwischen 970 und 980 hPa mausert. Es wird sich auch bei uns bemerkbar machen.

Wie die nachfolgende Karte zeigt, erfasst das breite Sturmfeld nahezu ganz Deutschland und streift die nördlichen Teile der Schweiz. Da es sich allerdings um einen Warmsektor-Sturm handelt, ist die Durchmischung in die unteren Luftschichten eher schlecht. Auf den höchsten Juragipfeln und im Hochschwarzwald kann es durchaus für Orkanböen um 120 km/h reichen, auch auf den Voralpengipfeln ist noch mit schweren Sturmböen zu rechnen.

20141210-blog2Weiter in die Alpen hinein reicht der Sturm jedoch aufgrund der Südwestströmung nicht, hier kommt es allenfalls zu ein paar kräftigen Föhnböen in den prädestinierten Tälern. In den Niederungen der Alpennordseite erreicht der Südwestwind am Freitag Spitzenböen von 50 bis 60, in exponierten Lagen auch mal 70 km/h. Mit der Entfernung des Randtiefs nach Skandinavien bleibt die Südwestströmung mit Föhntendenz in den Alpen am Samstag zwar noch bestehen, schwächt sich aber allmählich ab. Noch zu erwähnen ist, dass die dazugehörige Regenfront nordwestlich der Schweiz schleift und nur dem Jura nennenswerte Niederschlagsmengen bringt, die Schneefallgrenze sinkt von ursprünglich 1500 m in der Nacht auf Sonntag knapp unter 1000 m. In den Alpen kommen – wenn überhaupt – nur ein paar Flocken an.

Die weitere Entwicklung verspricht lebhaftes Westwindwetter, wie uns die Ensembles des amerikanischen Modells GFS zeigen:

20141210-blog3Das stetige Auf und Ab der Temperaturen (mittlere Kurven) mit starker zeitlicher Versetzung der Wellentäler und -berge sowie die permanente Niederschlagsbereitschaft (am unteren Rand der Grafik) sprechen für eine zyklonale Westlage. Sie ist geprägt von rascher Abfolge milder Vorderseiten, die auch mal in eine kurze Föhnphase münden können, und kälterer Rückseiten, bei denen ein wenig Schnee bis in die Niederungen fallen kann. Die Betonung liegt auf „wenig“, da sich rückseitig der Kaltfronten jeweils rasch Zwischenhochs etablieren und die Luft abtrocknen. Immerhin kommt es bei günstigem tageszeitlichem Timing der klaren Phasen zu leichten bis mässigen Nachtfrösten.

Nach einer Zwischenhochphase am Sonntag und Montag greift also am Dienstag ein neues Randtief in unser Wettergeschehen ein. Nach den heutigen Unterlagen rückt das Azorenhoch zur Wochenmitte etwas nach Osten, sodass sich mal eine kräftige Nordwestströmung einstellen dürfte:

Möglicher Rückseiten-Sturm von Mittwoch auf Donnerstag, 17./18.12.2014 mit starkem Nordföhn auf der Alpensüdseite

Möglicher Rückseiten-Sturm von Mittwoch auf Donnerstag, 17./18.12.2014 mit starkem Nordföhn auf der Alpensüdseite

In diesem Fall ist das Durchgreifen von Sturmböen bis in die Niederungen wahrscheinlicher und auf der Alpensüdseite kann es zu einem zweitägigen Nordföhnsturm kommen. Diese Prognose ist allerdings wie immer auf Wochenfrist hinaus als noch recht unsicher einzustufen.

Zum Schluss noch die Niederschlagssummenkarte bis in einer Woche. Sie zeigt, dass die Alpen nur mit wenig Schnee rechnen können. Hinsichtlich der Lawinengefahr ist es im Hochgebirge wohl besser, wenn die Portionen über einen längeren Zeitraum verteilt in kleineren Mengen fallen. Für die Lagen unter 1500 m sieht es allerdings wegen der immer wieder milden Phasen eher schlecht aus.

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