Die Gewittersaison ist eigentlich vorbei. Eigentlich… denn im September kann es bei günstiger Konstellation doch noch mal interessant werden. An diesem Wochenende ist die Wahrscheinlichkeit für Gewitter durchaus gegeben. Wir sehen uns mal im Detail an, was dafür und was dagegen spricht.
Die Erfahrung zeigt, dass in der ersten Septemberhälfte die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Alpennordseite an einem bestimmten Tag irgendwo ein Gewitter auftritt, zwischen 10 und 30 % liegt. Damit ist allerdings noch nichts über die Verbreitung und die Heftigkeit der Gewitter gesagt. Für unwetterartige Entwicklungen müssen aufgrund des doch schon tiefen Sonnenstands und der reduzierten Tageslänge alle Parameter zusammenpassen. Wie steht es damit am kommenden Wochenende?
Die Luftmasse muss einen hohen Energiegehalt aufweisen, was zu dieser Jahreszeit fast nur bei südlicher bis südwestlicher Herkunft möglich ist. Die antreibenden Grosswetterlagen sind also Südwest, Trog Westeuropa und Tief Britische Inseln: positiv!
Nur nahezu uneingeschränkte Sonneneinstrahlung vermag die bodennahen Luftschichten noch ausreichend aufzuheizen, damit die Auslösetemperatur für die Überwindung von jahreszeit-typischen Inversionen erreicht wird: positiv!
Für ausreichende Labilität muss nicht nur die hohe Bodentemperatur stimmen, sondern auch Höhenkaltluft vorhanden sein: negativ!
Divergenzen in der Höhenströmung begünstigen das Aufsteigen der Luftpakete: ab Samstag positiv!
Zyklonale Strukturen im mittleren und höheren Druckniveau: nur im Westen positiv!
Konvergenzen in der bodennahen Strömung: positiv!
Nun gilt es, diese Zutaten bezüglich Gewittergefahr richtig zu interpretieren. Die meisten Parameter stimmen, doch einige sprechen dagegen, insbesondere die mangelnde Labilität. Mit konstant bleibenden 27 Grad Differenz zwischen 850er und 500er Niveau kann man zwar mit konvektiven Entwicklungen rechnen, doch müssen die anderen Zutaten noch etwas „nachhelfen“. Ein weiterer Bremsklotz ist der Hochdruckrücken, der sich bis Sonntag stabil knapp östlich der Schweiz befindet. Er gibt uns zumindest den Hinweis, dass stärkere Entwicklungen im Westen wahrscheinlicher sind als im Osten.
Wie sieht es mit dem Föhn aus? Die Höhenströmung ist zwar auf Süd, jedoch wird der Föhn in den unteren Luftschichten wegen des nördlich der Alpen liegenden Hochdruckkerns nicht gestützt. Dass diesmal der Osten von den Gewittern wahrscheinlich länger verschont bleibt, ist somit nicht dem Föhn, sondern dem oben erwähnten Hochdruckrücken und der damit trockeneren Luft zuzuschreiben.
Die recht lange Einleitung soll aufzeigen, dass Gewitterprognosen für dieses Wochenende nicht einfach aus dem Ärmel zu schütteln sind. Regionale Gegebenheiten, orografische Unterstützung, mehr oder weniger zufällig entstehende Bodenkorvergenzen werden darüber entscheiden, ob es überhaupt zu namhaften Entwicklungen kommen wird und vor allem wo. Am ehesten dürften Gewitter am Samstagnachmittag im Hochjura sowie in den westlichen und zentralen Voralpen entstehen, wobei in der südlichen Höhenströmung die Verdriftung ins Mittelland durchaus zu erwarten ist. Am Sonntag wird das Vorankommen der Kaltluft entscheidend sein: Vieles deutet darauf hin, dass seichtes Einfliessen eher zu flächigen Niederschlägen führen wird als zu markanten Gewitterentwicklungen, wobei diese vor allem nach Osten hin am Abend nicht auszuschliessen sind.
Ab Montag ist die subpolare Luftmasse auf der Rückseite der Kaltfront wetterbestimmend. Je nach Entwicklung und Verlagerung des sich abzeichnenden Trogs über Mitteleuropa kann es vor allem zur Wochenmitte zu Kaltluftschauern kommen, je nach Sonneneinstrahlung im Tagesgang sind dabei einzelne Gewitter nicht auszuschliessen.