Am 16. August 2001 wurde das Schweizer Sturmforum (sturmforum.ch) mit dieser Ankündigung online gestellt:
„Endlich ist es da, das neue Diskussionsforum für Tornados, Wasserhosen, Sturmböen im Sommer, Winterstürme, Gewitter, Hagel, Unwetter, Extrem-Winde in den Bergen usf. usf. usf.“
Wer hätte damals gedacht, dass das Sturmforum die folgenden 20 Jahre, inmitten der Neuerungen, Wirrungen und Irrungen des World Wide Web, überdauert und auch heute in alter Frische von interessierten Usern intensiv genutzt wird, wenn es draussen stürmisch zu und hergeht?
Nach der Gründung gedieh das Forum prächtig. Bereits am 3. November 2001 kam es zum ersten Forumtreffen bei Meteotest in Bern, mit Präsentationen und gemütlichem Beisammensein. Diese Treffen wiederholten sich in unregelmässigen Zeitabständen und waren oft, aber nicht immer mit einer Besichtigung einer namhaften Wetter-Institution verbunden. Das letzte geplante Treffen musste leider aufs Eis gelegt werden, Viren statt Bierchen sei Dank.
Ein erstes prägendes Ereignis war der Hagelsturm vom 24.6.2002, welcher, auf seinem nächtlichen Saubannerzug durch die Kantone Aargau und Zürich viele Betroffene aus dem Schlaf riss, Löcher in Garagentore schlug und eine Spur der Verwüstung in Wäldern und an Gebäuden hinter sich liess. 252 Beiträge wurden im Forum zu diesem Sturm verfasst, diese wurden insgesamt knapp 22’000 Mal gelesen. Weitere grosse Gewitterstürme folgten fast Jahr für Jahr: 8.5.2003, 8.7.2004, 18.7.2005, 26.5.2009, 23.7.2009, 12./13.7.2011, 1.7.2012, 18.6.2013, 20.6.2013, … und natürlich gleich im Multipack dieses Jahr: 18.6., 20.6., 21.6., 23.6., 28.6., 13.7., 24.7 und 25.7. Über all diese Stürme, und über viele weitere Ereignisse, grosse und kleinere, im Sommer und im Winter wird spontan und ausgiebig berichtet. Prognosen werden kontrovers interpretiert, auf Laienfragen wird Antwort gegeben, und die Sturmjäger, aber auch viele andere berichten in Wort und Bild über das Geschehen in ihrer Nähe. Oft werden nach einem Ereignis vor Ort Nachforschungen angestellt und Schäden dokumentiert, um die mögliche Schadensursache (z.B. Downburst oder Tornado) zu identifizieren. Die so gesammelten Dokumentationen waren Motivation für die Gründung des Schweizerischen Sturmarchivs (sturmarchiv.ch) im Jahr 2007. Über die Jahre blieb bis heute eine enge Kooperation zwischen den beiden Portalen bestehen.
Die Emotionen kochten manchmal hoch, so z.B. nach dem Bieler Turnfest, welches am 20.6.2013 von einem Downburst im Gefolge einer Superzelle getroffen wurde. In besonderer Erinnerung bleibt der Tornado im Südschwarzwald (Bonndorf) vom 13.5.2015, welcher sich erst ganz knapp vor der Schweizer Grenze auflöste. Auch 3 Jahre nach dem Ereignis wurde im Forum über neue Erkenntnisse zur Zugbahn des Tornados und zu den Schadenmustern berichtet. Prägend dieses Jahr war der Hagelsturm in Reichenburg, 25.7.2021. Durch den Hagel entlaubte Bäume führten zu einer verstörenden Winterstimmung mitten im Sommer, siehe Foto oben.
Im Laufe der Jahre entstanden im World Wide Web zahllose Blogs, Medien-Portale, Usergruppen und Handy-Apps, welche sich das Thema Wetter auf die Fahne geschrieben haben. Nichtsdestotrotz konnte das Sturmforum seinen Platz in dieser neuen und viralen Medienwelt behaupten. Das Forum wird durch eine Handvoll Moderatoren auf freiwilliger Basis unterhalten. So kann, bei Spam oder anderen beleidigenden oder ungesetzlichen Beiträgen rasch und effektiv gehandelt werden. Dies ist ein riesiger Vorteil gegenüber Giganten wie Facebook, Whatsapp oder Twitter etc. Im Übrigen werden, im Unterschied zu den Blogs diverser Wetter-Institutionen, alle Beiträge umgehend publiziert. Nachträgliche Eingriffe der Moderatoren sind, auch dank griffiger und klar kommunizierter Forumregeln, äusserst selten.
Gründer des Sturmforums ist das Klein-Unternehmen meteoradar gmbh, welches über viele Jahre den technischen Betrieb des Forums sicherstellte. Inzwischen wurde diese Aufgabe vollständig von privater Seite übernommen. Dank dem unabhängigen Status des Forums können alle Beitragsschreiber ihre freie Meinung äussern – selbstverständlich innerhalb der bereits erwähnten Grenzen des persönlichen Anstandes und der gesetzlichen Vorgaben. Kritik bei Fehlprognosen der Modelle oder der Wetterdienste ist nicht selten. Diese wird von den Urhebern nicht immer goutiert, ist aber ein wesentliches Element des freien Austausches über die Grenzen von Institutionen und Firmen hinweg. Auch der Galgenhumor kommt fleissig zum Zug, wenn das Wetter gerade nicht ganz so läuft wie geplant. All das gehört zum Meinungsspektrum einer freien und offenen Diskussions-Plattform, welche nicht nur dokumentieren, sondern auch unterhalten will.
In dem Sinn: Happy Birthday!