Der Sturm in Biel, 20.6.2013 – eine Betrachtung aus Sicht des Wetterradars

Sequenz des Schweizer Radar-Komposits zwischen 20 und 20 Uhr am 20.6.2013. Quelle: meteoradar/Meteoschweiz

Sequenz des Schweizer Radar-Komposits zwischen 20 und 20 Uhr am 20.6.2013. Quelle: meteoradar/Meteoschweiz

Am 20.6., ca. 20 Minuten nach sechs wütete über dem Gelände des Eidg. Turnfestes ein Sturm, welcher Zelte aus der Verankerung riss und wie Papierschnipsel durch die flüchtenden Besucher jagte. Knapp 40 Verletze und hoher Sachschaden waren die Folge. Es war schon der zweite Sturm innert Wochenfrist. Wie kam es zu dem Sturm? War der Sturm überhaupt vorhersehbar? Wir meinen ja, anbei eine Betrachtung aus der Sicht des Wetterradars.

Die Wetterlage war eindeutig. Allenthalben wurden heftige Gewitter erwartet, die Wetterdienste überboten sich gegenseitig mit der Ausgabe von Gewitter-, Hagel- und Sturmwarnungen. Der Bieler Sturm wurde von einem lokalen Gewitter ausgelöst, welches im Jura aus SW ganz knapp am Neuenburger- und Bielersee vorbeischrammte. Dieses Gewitter begann seine Laufzeit weit südlich des Genfersees, um etwa 13:20 Uhr in der Nähe von Grenoble. Mit 60 km pro Stunde nahm das Gewitter seine Zubahn Richtung Norden, später Nordosten, in Angriff. Das westliche Genferseebecken wurde getroffen, und weiter ging die Reise durch den Jura bis in die Region von Basel, wo die Gewitterzelle um 20 Uhr ihre kompakte Eigenständigkeit verlor. Die Zugbahn des Gewitters ist im ersten Bild des angefügten Radarloops eingezeichnet. Nach 10 Sekunden startet der Bildloop, und man kann leicht erkennen, wie sich die Form und Stärke der Zelle auf ihrer Zugbahn laufend veränderte. Der Loop wird nur sichtbar nach Mausklick auf das kleinere Vorschaubild.

Die grösste Stärke erreichte die Zelle erst gegen Ende ihrer Lebensdauer. Kurz vor 18 Uhr befand sich der Mocken etwa auf der Höhe von Neuchàtel, siehe das Radarbild am Schluss dieses Artikels. Auf breiter Front – etwa 40 km – rauschte das Gewitter heran. Der Hagelkanal (rote Farbe) war zu diesem Zeitpunkt etwa 12 km hoch – in unseren Breiten eine selten erreichte Höhe. In der Folge schwächte sich das Gewitter leicht ab, auch die Höhe des Hagelkanals wurde geringer. Es ist anzunehmen, dass auch der Aufwind zu diesem Zeitpunkt schwächer wurde. Als Folge davon dürfte sich geballe Ladung von Wasser und Eis in der Wolke entleeren. Luft wird mitgerissen und am Boden umgelenkt. Sturmböen am Boden sind unvermeidbar. Wenn eine Gewitterfront auf einer Breite von 40 km daherkommt, dann dürften viele im Bereich dieser Front die gewaltigen Stumwinde zu spüren bekommen.

Deutlicher kann sich ein gefährliches Gewitter kaum ankündigen. Die Besucher der Veranstaltung wurden anscheinend von den Sturmböen völlig überrascht. 15 Minuten zuvor wäre eine rechtzeitige Evakuierung des Geländes möglich gewesen. Die Vorzeichen des Sturms waren überdeutlich, wenn nicht schreiend. Wir beschliessen diesen Blog mit der Wiedergabe unserer Warntexte, welche heute gegen Abend auf der Homepage www.meteoradar.ch erschienen sind.

– 16:03 Uhr: Aus Westen allmählich starke Gewitter, örtlich mit Hagel, Sturm und Sturzfluten.

– 17:18 Uhr: Zur Zeit sehr gefährlicher Gewittersturm im Jura, Höhe Neuenburgersee. Zugrichtung NE.

– 18:20 Uhr: Zur Zeit sehr gefährlicher Gewittersturm im Jura, Höhe Bielersee. Zugrichtung NE.

Radarbild kurz vor 18 Uhr. Quelle: meteoradar / MeteoSchweiz

Radarbild kurz vor 18 Uhr. Quelle: meteoradar / MeteoSchweiz

Gewittervorschau 13. – 20.06.2013

Vorhersagekarte Boden/500 hPA des GFS Modells, gültig for den 13.6. 20 Uhr Lokalzeit. Quelle: wetter3.de

Vorhersagekarte Boden/500 hPA des GFS Modells, gültig for den 13.6. 20 Uhr Lokalzeit. Quelle: wetter3.de

Aus aktuellem Anlass erscheint diese Gewittervorschau etwas früher als üblich. Für heute Donnerstagabend wird der rasche Durchzug einer aktiven Kaltfront erwartet, begleitet von Gewittern mit Sturmböen. Allerdings herrscht auch zum jetzigen Zeitpunkt einige Unsicherheit über die Stärke und das Unwetterpotenzial der erwarteten Gewitter.

Für den Wetterumschwung ist ein Kurzwellentrog verantwortlich, welcher auf der Ostflanke eines umfangreichen Kältepools über dem Atlantik für einmal nicht ins Mittelmeer abtropft, sondern rasch über Frankreich/Deutschland nach Nordosten zieht und dabei unser Land streift. Auf der Vorderseite sind heute die Temperaturen im Flachland auf sommerliche Werte über 25 Grad angestiegen. Die Taupunkte sind mit Spitzenwerten knapp über 15 Grad nicht gerade berauschend, aber durchaus im Bereich, welcher kräftige Gewitter zulässt.

Die Vorhersagekarte Boden/500 hPa des GFS Modells für heute 20 Uhr zeigt an, dass die Bodenfront in den frühen Abendstunden durchzieht, siehe die orange Linie in der beigefügten Grafik. Die einfliessende Rückseitenluft ist sehr seicht und wird zunächst weiter von der tagsüber aufgeheizten Luftmasse überlagert. Der nachfolgende Hochdruckkeil rückt rasch aus Westen vor und dürfte die erwartete Gewittertätigkeit wieder dämpfen. Aufgrund der raschen Zuggeschwindigkeit des durchziehenden Troges ist mit einer raschen Verlagerung der von Westen aufziehenden Schauer und Gewitter zu rechnen. Allerdings ist das Timing und die Stärke der aufziehenden Gewitter auch im jetzigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen. Wir verweisen hierzu auf die aktuelle Diskussion im Schweizer Sturmforum, www.sturmforum.ch. Es scheint aber gut gesichert, dass plötzlich auftretende kräftige Windböen ein Thema sind. Diese können örtlich auch Sturmstärke erreichen. Vorsicht also bei Aufenthalten im Freien. Die Windböen können den Niederschlägen vorauseilen und so praktisch ohne Vorwarnung eintreffen. Im Laufe der Nacht dürfte sich die Lage dann überall bei ausklingenden Niederschlägen beruhigen.

Bis Sonntag verbleibt unser Land am Rand einer kräftigen Höhenströmung aus SW bis Wêst. Es wird ein meist freundlicher und mässig warmer Witterungscharakter erwartet, mit einer geringen Neigung zu einzelnen Schauern, wobei gelegentlich Blitz und Donner nicht ganz ausgeschlossen sind. Zu Wochenbeginn rollt dann direkt aus Süden die erste hochsommerliche Hitzewelle auf uns zu. Bei zunehmender Föhntendenz dürften sich im Tagesgang einzelne Hitzegewitter vor allem über den Bergen im Westen entwickeln. Etwa ab Mittwoch dürfte die Gewitterneigung auf der Vorderseite eines von Spanien her nachrückenden Troges markant zunehmen, bevor dann Donnerstag oder Freitag erneut ein Wechsel zu kühlerem und nassem Trogwetter stattfinden könnte. Wie üblich, ist diese Einschätzung im jetzigen Zeitpunkt mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.

 

 

Hochwasser- und Gewittervorschau 31.05.-07.06.2013

Erwartete Niederschlagssummen nach GFS bis Sonntagabend

Erwartete Niederschlagssummen nach GFS bis Sonntagabend

Wie bereits vor einer Woche angekündigt, stellt sich an diesem Wochenende eine sehr nasse Wetterlage ein, diesmal besonders für die Alpennordseite. Grund dafür ist die im Gegenuhrzeigersinn um ein mitteleuropäisches Tiefdruckgebiet herumgeführte Luftmasse mit Ursprung aus der Schwarzmeerregion. Diese ist nicht nur sehr feucht, sondern auch mild und lässt die Schneefallgrenze ansteigen. Gewitter spielen dabei kaum eine Rolle, im Zuge einer allmählichen Erwärmung gekoppelt mit einer Flachdrucklage werden sie erst ab der Wochenmitte wieder zum Thema.

Vorerst haben wir aber mal eine potenziell gefährliche Hochwasserlage auszustehen. Die aus östlicher bis nördlicher Richtung aufziehende Luftmasse enthält sehr viel ausfällbares Wasser, was beim Auftreffen auf Hindernisse wie Schwarzwald, Jura und Alpen zu ergiebigen Niederschlägen führt. Dabei steigt die Schneefallgrenze im Verlauf des Freitags auf 2000 bis 2400 m und somit in Gebiete, wo zum Teil noch beträchtliche Schneemengen liegen, welche das Regenwasser nur kurzfristig binden können. Schmelzwasser verstärkt somit den Abfluss der ohnehin ergiebigen Niederschläge zusätzlich. Vor allem bei regional schauerartig verstärkten, mitunter sogar gewittrig durchsetzten Starkregenfällen sind Nassschneelawinen, Hangrutschungen und Murenabgänge zu erwarten. Überflutungen an Bächen und an den Oberläufen sind in den betroffenen Gebieten bei diesen Bedingungen so gut wie sicher, die Hochwassergefahr steigt aber zum Ende des Ereignisses auch entlang der Unterläufe, zumal die Böden auch in den Niederungen gesättigt sind. Die genaue Verteilung und die Mengen werden derzeit von den Wettermodellen noch unterschiedlich berechnet, die Entwicklung der Läufe im Verlauf des Donnerstags haben aber die Regenmengen tendenziell etwas zurückgenommen, bzw. nach Osten verschoben. Der Schwerpunkt der Niederschläge dürfte zwischen Freitag früh und Samstagnacht aber entlang des zentralen und östlichen Alpennordhangs fallen. Die laufend aktualisierte Diskussion dazu kann im Sturmforum verfolgt werden.

Im Lauf des Sonntags macht sich aus Westen der Einfluss des Azorenhochkeils bemerkbar, der sich zu den Britischen Inseln ausdehnt und sich in der Folge dort zu einem eigenständigen Hoch abspaltet. Dieses führt bis Dienstag aus nördlicher Richtung kühlere, aber allmählich auch trockenere Luft zu den Alpen. Mit Bise ist es an beiden Tagen für die Jahreszeit zu kühl, obwohl die kräftige Junisonne die Luft tagsüber erwärmt. Am durchnässten Alpennordhang ist jedoch mit hochnebelartiger Bewölkung zu rechnen, die sich vor allem am Montag mitunter zäh halten und die Erwärmung noch verzögern kann.

Zur Wochenmitte setzt sich die Erwärmung der Luftmasse fort, welche bei flacher Druckverteilung und unter kräftiger Sonneneinstrahlung die mehr als zur Genüge vorhandene Bodenfeuchte aufnimmt. Auch die aus Nordosten zugeführte Luftmasse wird allmählich wieder feuchter und etwas wärmer, womit die Gewitterneigung von Tag zu Tag zunimmt. Nach GFS ist auch eine „Sandwichlage“ zwischen einer sich aufbauenden Südwestströmung von Frankreich her und der oben erwähnten Nordostströmung denkbar. Insbesondere am Donnerstag und Freitag besteht die Gefahr von recht verbreiteten, mitunter kräftigen Gewittern mit Starkregen, die sich aufgrund fehlenden Höhenwindes kaum verlagern und somit ihre nasse Fracht über längere Zeit im selben Gebiet abladen können. Die Hauptgefahr liegt bei lokalen Überflutungen und weiterer Destabilisierung der bereits durchnässten Böden, womit Hangrutschungen und Murenabgänge weiterhin ein Thema bleiben dürften.

Die energiereiche Luft am Donnerstag in Mitteleuropa ist weitgehend hausgemacht

Die energiereiche Luft am Donnerstag über Mitteleuropa ist weitgehend hausgemacht

Gewittervorschau 24.-31.05.2013

Schnee statt Gewitter: Der Frühsommer ist in weiter Ferne

Schnee statt Gewitter: Der Frühsommer ist in weiter Ferne

Wir können es auch diese Woche relativ kurz machen: Die anhaltende Zufuhr von Polarluft aus dem Raum Grönland/Island bringt zu wenig Energie in unsere Atmosphäre, um kräftige Gewitter entstehen zu lassen. Am ehesten sind an Kaltfronten sowie auf den labilen Rückseiten vereinzelte Entladungen denkbar. Hier der (noch recht unsichere) Fahrplan für die nächsten 8 Tage:

Freitag/Samstag: Typisches Aprilwetter mit teils kräftigen Schauern vornehmlich in der zweiten Tageshälfte. Graupel, Blitz und Donner sind hier und da zu erwarten, viel interessanter ist aber die tiefe Schneefallgrenze zwischen 800 und 1200 m, die in den Nacht- und frühen Morgenstunden auch tiefer sinken kann. Entlang des zentralen und östlichen Alpennordhangs sind auch länger anhaltende Niederschläge mit – je nach Intensität – Schnee bis in die Tallagen denkbar.

Sonntag bis Montagmittag: Aus Norden (!) nähert sich eine Warmfront mit flächigem Regen, dabei wird die verbleibende Kaltluft in den tiefen Luftschichten an der Alpennordseite eingeklemmt. Es bleibt wahrscheinlich trüb, nass und für die Jahreszeit deutlich unterkühlt.

Montag/Dienstag: Kurzer Zwischenhocheinfluss. Die Höhenströmung dreht am Dienstag auf Süd, in den Alpen wird es föhnig. Bereits am Dienstagnachmittag rückt jedoch aus Westen eine neue Kaltfront auf. Vorausgesetzt das tageszeitliche Timing stimmt, ist die Wahrscheinlichkeit für präfrontale Gewitterentwicklungen vom Berner Oberland über das Napfgebiet bis ins Zürcher Oberland recht hoch, die mit süd-südwestlichem Höhenwind ins Mittelland hinausziehen dürften.

Die Kaltfront am Dienstagmittag über der Westschweiz (Quelle: www.wetter3.de)

Kaltfront am Dienstagmittag über der Westschweiz und warme Föhnblase über den Ostalpen (Quelle: www.wetter3.de)

Mittwoch/Donnerstag: Wir befinden uns erneut in labil geschichteter Polarluft. Rückseitenschauer, vereinzelt auch mit Blitz und Donner dürften verbreitet auftreten.

Tendenz für Freitag und das Wochenende: Erneut zieht wie bereits am Sonntag eine Warmfront aus Norden auf. Sie dürfte eine allmähliche Erwärmung aufs Wochenende einleiten, unter Tiefdruckeinfluss wird die ganze Sache allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit recht nass vonstatten gehen.

Gewittervorschau 17.5. – 24.5.2013

Karte der vorausberechneten Regensummen Freitag bis Montag, GFS-Modell. Quelle: wetter3.de

Karte der vorausberechneten Regensummen Freitag bis Montag, GFS-Modell. Quelle: wetter3.de

Die Wetteraussichten für die kommenden Tage können mit folgenden Worten kurz umschrieben werden: Regen ja, aber kaum Gewitter. Die erwarteten Regenmengen sind in der Tat beeindruckend, vor allem südlich der Alpen: bis zu 150 mm im Tessin, und sonst verbreitet, wenn auch nicht überall, mehr als 50 mm. Trübe Aussichten also für die Pfingsttage, und da und dort auch Hochwassergefahr.

Die Grosswetterlage wird weiterhin durch ein ortsfestes Höhentief über Spanien bestimmt. Diverse Wellenstörungen umkreisen das Tief im Gegenuhrzeigersinn und treffen so aus Süden auf die Alpen. Eine solche ist für das aktuelle Regenwetter verantwortlich. Hinter dieser Störung wird am Samstag der Föhneinfluss nördlich der Alpen nochmals zunehmen, bevor dann am Sonntag die nächste Schlechtwetterwelle durchzieht. Zu Wochenbeginn schwächt sich das Höhentief allmählich ab und mutiert zu einer gestreckten Tiefdruckrinne, deren Achse in der Nähe unseres Landes verbleibt. Die Druckverteilung wird flach, die verbleibende Kaltluft wird von Tag zu Tag langsam aufgeheizt, und um die Wochenmitte könnte sich dann vorübergehend leichter Hochdruckeinfluss durchsetzen, bevor sich rechtzeitig aufs kommende Wochenende hin ein neuer Trog von Westen nähert.

In diesem Fahrplan sind Gewitter bis zur Wochenmitte wenig wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Am ehesten besteht ein geringes Gewitterrisiko zu folgenden Zeiten:
– Heute Freitagabend in postfrontalen Kaltluftschauern im Jura oder ganz im Osten.
– Samstagabend oder in der Nacht zum Sonntag, vor Eintreffen der nächsten Regenfront
– Am Sonntagnachmittag vereinzelt in postfrontalen Kaltluftschauern
– Montag bis Mittwoch bei Tagesgangwetter jeweils in der zweiten Tageshälfte, zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer abschätzbar.

Gegen Ende der kommenden Woche deuten die aktuellen Vorhersagekarten des GFS-Modells das Näherrücken eines flachen Tiefdrucktroges aus Westen an. Auf der Vorderseite könnte dann die Gewitterneigung in frühsommerlicher und zunehmend feuchter Warmluft deutlich ansteigen. Eine völlig andere Variante offeriert das aktuelle EZ-Modell. Der Alpenraum würde in der 2. Wochenhälfte in eine frische NW-Strömung geraten. Die Alpensüdseite wirds freuen, im Norden würde die kühl-trübe und gewitterarme Witterungsperiode weiter andauern.

Gewittervorschau 14. – 17.05.2013

Höhenkarte 300 hPa der positiven Vorticityadvektion, gültig für heute Dienstag 20 Uhr. Quelle: wetter3.de

Höhenkarte 300 hPa der positiven Vorticityadvektion, gültig für heute Dienstag 20 Uhr. Quelle: wetter3.de

Nach mehreren Tagen mit trüber, kühler und regnerischer Witterung steigt der Wunsch nach Sonne und Wärme. Dieser Wunsch wird mindestens vorübergehend für die zentralen und östlichen Landesteile in Erfüllung gehen. Allerdings nur dank freundlicher Unterstützung durch den Föhn, stellt sich doch in den nächsten Tagen eine ausgeprägte Föhnströmung über den Alpen ein. Diese Wetterlage birgt immer auch ein gewisses Potenzial für Gewitter, weniger in den Föhngebieten selbst, aber viel eher im Westen und im Süden, wo sich feuchte Luftmassen breitmachen und den Witterungscharakter dominieren.

Ursache der neuerlichen Föhnlage ist ein ausgeprägter Kaltluftausbruch in 2 Schüben aus dem Nordantlantik in Richtung Golf von Biscaya und iberische Halbinsel. Der erste Schub erreicht Spanien morgen Mittwoch, der zweite dann am Samstag. In der Folge bleibt über dem Golf ein ausgeprägtes Höhentief bis weit in die kommende Woche ortsfest. Unser Land bleibt am Ostrand, in einer sehr wetteraktiven Zone, in welcher vor allem im Süden neue unwetterartige Starkniederschläge auftreten können. Im Norden ist ein Wechselspiel zwischen Föhneinfluss und dem Schlechtwetter zu erwarten, welches im Detail fast unlösbare Knacknüsse für eine zuverlässige Prognose stellen kann.

Heute Dienstag wird die Höhenströmung aus SW allmählich an Fahrt gewinnen. Darin eingelagert wird am Abend ein schwach ausgeprägter Minitrog die Alpen aus SW erreichen. Das damit verbundene Hebungsgebiet dürfte gut mit der sog. positiven Vorticityadvektion verknüpft sein, welche in der beiliegenden Höhenwetterkarte 300 hPa orange eingefärbt ist. Die Aufheizung sollte die Luftmasse genügend labilisieren, so dass am Abend einzelne Gewitter im Bereich des Möglichen liegen. Allerdings wirkt die auflebende Föhntendenz gegen stärkere Gewitterherde, so dass sich das Gewitterrisiko wohl auf die Alpen und die Juraregion beschränken dürfte. Auch die Mesomodelle lassen nur ein sehr verhaltenes Gewitterrisiko erwarten.

Am Mittwoch und Donnerstag dreht die Höhenströmung auf Süd und verstärkt sich weiter. Zugleich geraten der Westen und Süden verstärkt unter Schlechtwettereinfluss, auch Gewitter können da und dort auftreten. Der Osten bleibt unter gesundem Föhneinfluss, dort sind nur sporadisch Niederschläge und kaum Gewitter zu erwarten. Allerdings ist die genaue Abgrenzung zwischen Föhneinfluss und dem Schlechtwetter nur kurzfristig zu machen.

Am Freitag scheint sich die Kaltluft überall durchzusetzen und im ganzen Land für wechselhafte, oft regnische Witterung mit einzelnen eingelagerten Gewittern zu sorgen. An diesem Witterungscharakter dürfte sich über die Pfingsttage nicht viel ändern.

Nächstes Gewitterbulletin am Freitag.

Gewittervorschau 10. – 17.5.2013

Das Gewitterrisiko für die nächsten Tage ist gering und steigt erst ab dem kommenden Dienstag wieder an. Aus diesem Grund erscheint die nächste ausführliche Gewittervorschau zu Wochenbeginn, voraussichtlich am Montag oder Dienstag früh. Dann lässt sich die Gewitteraktivität Dienstag bis Freitag besser abschätzen als heute.

Am kommenden Sonntag sind einzelne Kaltluftgewitter nicht ganz auszuschliessen, obwohl die Wahrscheinlichkeit hierfür aus heutiger Sicht als gering einzuschätzen ist. Der uns am Sonntag streifende Kaltlufttrog greift zu wenig nach Süden aus, um die Luftmasse genügend zu labilisieren. Dies könnte sich allenfalls in der Kurzfrist noch ändern.

Mit Schweizer Schneekanonen gegen den Klimaschock

Wetterlage für den kommenden Freitag, Quelle: ecmwf.int. Speziell markiert ist das Grönlandhoch und die NE-Strömung auf dessen SE-Flanke, welche eisige Luftmassen bis nach Spanien verfrachtet.

Klimaforscher wissen es schon längst: Das garstige Winterwetter in diesem Frühjahr in weiten Teilen Europas hat seinen Ursprung im schmelzenden Polareis, siehe den Link am Schluss dieses Artikels. Eine eisfreie Nordsee führt zu einem stabilen Grönlandhoch, auf dessen SE-Flanke eisige Sibirienluft aus Nordrussland nach Europa verfrachtet wird. (Beispiel: Vorhersagekarte des ECMWF-Modells für den kommenden Freitag, siehe Grafik) Die Luft ist nicht nur kalt, sondern auch feuchtneblig-trüb, die Sonne verschwindet während Wochen und Monaten hinter schadstoffbeladenen Stratuswolken. Diese Wetterlage wird in Zukunft nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel werden. Die Folgen kann man sich leicht ausdenken. Ein riesiger Energieverbrauch einer depressiven und krankheitsanfälligen Bevölkerung wird auf uns zukommen. Ein höchst unappetitilicher und wirtschaftskillender Alptraum für unsere Zukunft in Zentraleuropa. Profitieren werden die im Süden angrenzenden Subtropenregionen: das Mittelmeer und die Sahara. Die nach Süden abgedrängte Westwinddrift wird diesen Regionen abwechslungsreichere und vor allem niederschlagsreichere Witterung bescheren. Politwissenschaftler sehen bereits riesige Auswanderungsströme in Richtung Süden auf uns zukommen. Die daraus entstehenden Konflikte sind vorprogrammiert, die Hunnen lassen grüssen.

Aufhalten liesse sich dieses Szenario nur, wenn es gelänge, das Schmelzen des Polareises im Sommer zu verlangsamen. Genau da kommen nun die Schweizer Schneekanonen ins Spiel, welche im geschilderten kalt-feuchten Zukunftsszenario eh nicht mehr gebraucht werden. Die Idee ist, die Schneekanonen auf dem Polareis oder auf Schiffen am Eisrand zu positionieren und die Eisoberfläche zu beschneien. Damit hätte man gleich den Fünfer und das Weggli im Sack:
– man würde mit dem Kunstschnee langfristig eine grössere Eismasse generieren.
– der Kunstschnee wäre weiss (im Gegensatz zu der aerosolverschmutzten natürlichen Schnee-/Eisoberfläche), das Sonnenlicht würde reflektiert, und die Oberfläche würde langsamer schmelzen.

Berechnungen von namhaften ETH-/UNI-Instituten haben gezeigt, das nur schon das Beschneien des Eisrandes den Schmelzprozess so stark aufhalten kann, dass innert weniger Jahre der Eiszustand der Nordsee des letzten Jahrhunderts wiederhergestellt werden könnte. Um die Berechnungen durch Experimente bestätigen zu können, werden ab heute Ostermontag Beschneiungsexperimente mit Schneekanonen auf noch zugefrorenen Schweizer Bergseen durchgeführt. Diese Versuche werden sich die kommenden Monate hinziehen. Dabei wird jeweils nur ein Teil eines Sees beschneit, um dann Vergleiche von beschneiten und nicht beschneiten Seeflächen durchführen zu können.

Eine Gruppe von interessierten Wissenschaftlern und Politikern aus Dänemark und Grönland wird heute den Start der Versuche im Engadin mitverfolgen. Die Details werden geheimgehalten, da zu grosse Besucherstöme die Ergebnisse verfälschen können. Wir verfügen aber über einige von den Behörden genehmigten Zulassungslizenzen, welche wir bei Bedarf an Interessenten abgeben können.

Offen bleibt die Frage, ob die Schneekanonen mit dem Salzwasser des Meeres zurecht kommen. Unter Umständen sind grössere Modifikationen an der Technologie der Schneekanonen unumgänglich. Ein entspr. Forschungsprojekt ist in Vorbereitung und soll nach den Versuchen in diesem Frühjahr an die zuständige EU-Kommission eingereicht werden. So oder so wird es einige Jahre brauchen, bis die Technik für den operativen Grosseinsatz bereitsteht. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.

Blog-Artikel von Stefan Rahmstorf zum Thema ‚Eisschmelze und kaltes Wetter‘

Warum Frühlingsversprechen oft enttäuscht werden

Tageshöchsttemperatur am 04.03.2013, Quelle: http://www.univie.ac.at/amk/veraflex/test/public/

Tageshöchsttemperatur am 04.03.2013, Quelle: http://www.univie.ac.at/amk/veraflex/test/public/

In den vergangenen Tagen war es wieder häufiger ein Thema: Die in den Prognosen versprochenen Frühlingstemperaturen werden häufig bei weitem nicht oder erst deutlich verzögert erreicht. Die fürs Mittelland prognostizierten Tageshöchstwerte von 15 Grad werden oft nur knapp zweistellig – wenn überhaupt. Prognosen müssen immer wieder nach unten korrigiert werden. Nicht wenige fragen sich durchaus begründet, was mit den Wetterfröschen los ist.

Auch bei Tauwetterphasen im Winter ist die Diskussion um zu hohe Temperaturprognosen immer wieder entbrannt. Viele Wetterberichte versprechen mittelfristig flächendeckend milde Temperaturen, die dann meist nur an exponierten oder von Föhneffekten begünstigten Lagen erreicht werden. Die Bevölkerung in den Ballungsgebieten merkt davon aber nur selten etwas und ist zu Recht enttäuscht. Wie kann es immer wieder zu solchen Fehlprognosen kommen?

Zunächst muss auf die Gründe eingegangen werden, warum die Temperatur in den Niederungen trotz markanter Erwärmung in der Höhe nur sehr zögerlich ansteigt:

  1. Kaltluft ist dichter und schwerer als Warmluft und sammelt sich daher in Tälern, Mulden und Becken. Erwärmung in der Höhe bei Hochdrucklagen führt daher im Winterhalbjahr in der Regel zu einer Temperaturinversion, es bleiben Kaltluftseen liegen. An der Grenze zwischen warmer Luft in der Höhe und Kaltluft am Boden bildet sich Hochnebel, der die Sonneneinstrahlung stark einschränkt und die Erwärmung des Bodens verzögert. Das Schweizer Mittelland zwischen Jura und Alpen bildet einen solchen Kaltluftsee und ist daher besonders anfällig.
  2. Weiter spielt die Trägheit der Luft, Energie aufzunehmen, eine wichtige Rolle. Die Sonne erwärmt nämlich nicht die Luft direkt, sondern gibt die Energie in erster Linie an den Boden ab, welcher wiederum von unten die Luft erwärmt. Wird die Sonneneinstrahlung durch Wolken oder Nebel verringert, kann sich der Boden nur langsam erwärmen. Weiter ist die Bodenbeschaffenheit massgebend: Dunkle und trockene Flächen erwärmen sich rascher als helle und nasse. Schnee und Wasser reflektieren das Sonnenlicht (Albedo), ein Grossteil der Energie wird ins Weltall zurückgeworfen.
  3. Schmelz- und Verdunstungsprozesse entziehen der Umgebungsluft Energie. Wo Schnee liegt und erst geschmolzen werden muss, wo gefrorene Böden und Gewässer auftauen müssen und wo nasse Böden erst getrocknet werden müssen, wird die Energieabgabe vom Boden an die Luft stark verringert. Wenn die Luft über dem Boden mangels Wind nicht ausgetauscht wird, können diese Prozesse die Luft sogar weiter auskühlen und anfeuchten, im Extremfall bildet sich Nebel – womit wir wieder bei Punkt 1 wären.
  4. Ende Februar / Anfang März ist die Energiebilanz in unseren Breiten immer noch negativ. Nachts wird mehr Energie ins All abgestrahlt, als tagsüber von der Sonne aufgenommen wird, insbesondere in klaren Nächten. Die bodennahe Kaltluftproduktion findet daher immer noch statt, besonders ausgeprägt in Alpennähe, wo zusätzlich Kaltluft aus den höheren Tälern zuströmen kann.

Die heutigen, weit entwickelten Wettermodelle berücksichtigen all diese Faktoren zwar. Probleme gibt es aber offenbar in der Auflösung: Die Topografie zwischen Jura und Alpen, aber auch im Alpenvorland Bayerns und Österreichs wird von den Globalmodellen, welche für die Mittelfristprognose (3-10 Tage) herangezogen werden, unterschätzt. Viele Modelle rechnen den Bodenwind häufig zu stark, womit ein Ausräumen der bodennahen Kaltluft simuliert wird. In der Tat können wir beobachten, dass es an Tagen mit Hochdruck oder bei Tiefrandlagen im Mittelland nahezu windstill ist. Nebel löst sich nur verzögert auf oder es bleibt eine feuchte Dunstschicht zurück, die durch Schmelz- und Verdunstungsprozesse weiter angereichert wird. Die Temperaturen bleiben weit unter den Erwartungen, was meist erst in der Kurzfrist von den höher auflösenden Modellen erkannt wird.

Dieses Phänomen ist alle Jahre wieder zu beobachten, daher wäre es wichtig, wenn die Wettermodelle gerade in diese Richtung verbessert würden. Bis dahin dürfen Meteorologen nicht der Modellgläubigkeit verfallen und die prognostizierten Werte eins zu eins an die Kunden weitergeben, ansonsten wiederholte Enttäuschungen vorprogrammiert sind und die Glaubwürdigkeit leidet.

Wintertraum nach Schneefall und Verreifung, 10.2.2013

Märchenhafte Traumlandschaft in der Nähe des Albishorns, aufgenommen 10.2.2013 ca. 12 Uhr

Der Sonntag, 10. Feb. 2013 bleibt wohl vielen als Prachtstag in Erinnerung. Nach wiederholten Schneefällen und kalter Nacht schien die Sonne ungehindert vom stahlblauen Himmel und lockte die Ausflügler und Skifahrer in Scharen in die Berge. Auf den Hügelkuppen, auf ca. 900m Höhe, waren zudem die Bäume so dicht in Schnee verpackt, dass die Szenerie in den Wäldern zwangsläufig an eine Märchenlandschaft erinnerte. Auf dem Albishorn bei Hausen zum Beispiel war die Stimmung in den Wäldern, bei wechselndem Sonnenlicht traumhaft und eigentlich kaum in Worten zu beschreiben.

Einmalig war vor allem die Art und Weise, wie der gefallene Schnee an den Ästen klebte. Diese waren zum Teil vollständig von Schnee umschlossen, zum Teil blieb ein Stück Astkante gerade noch sichtbar. Der sichtbare Teil war aber keineswegs immer auf der unteren Seite, wie man es bei Schneefall ohne Windeinfluss erwarten würde. Sehr oft war der sichtbare Teil auf der Seite, was auf erhebliche Windeffekte, aber auch auf gute Haftung der eingefangenen Schneeflocken hindeutet. Zudem waren immer wieder gezackte Ränder sichtbar, welche auf Verreifungseffekte hindeuten, siehe zum Beispiel auf dem zweiten Foto, unterhalb des Textes.

Aber warum Verreifung nach den Schneefällen am Vortag? Eine klare Antwort liefert der Zeitrafferfilm der eigenen Webcam in Sellenbüren/Stallikon, welche gegen Süden gerichtet ist. Die Albiskette ist links im Bild sichtbar. Der Zeitraffer (Link am Schluss des Artikels) deckt die Morgenstunden des 10.2. ab, etwa von morgens 08 bis 13 Uhr. Klar erkennbar sind Hochnebelfetzen, welche mit einer Bisenströmung von Osten her an der Albiskette gestaut werden. Diese Hochnebelfetzen dürften aus unterkühlten Wolkentröpfchen bestehen, welche bei Kontakt an festen Gegenstanden sofort anfrieren und als Eisteilchen hängen bleiben. Das ist genau der klassische Verreifungsprozess, welcher definitionsgemäss zu Rauhreif führt. Der Rauhreif ist haftungsfähiger als frischer Schnee und kann so besser an den Ästen kleben, auch auf der Seite und unten. Der Rauhreif tritt oft bei Nebel- oder Hochnebellagen im Hochwinter auf und kann auch da die Landschaft verzaubern. Nach Schneefällen fällt der Rauhreif weniger auf, kann aber offenbar ebenso als Stilmittel zur Verschönerung von Schneelandschaften seine Wirkung entfalten.

Zeitrafferfilm Bisen-Hochnebelfetzen
Weitere Bilder im Sturmforum

Mit Schnee und Rauhreif eingepackter Ast, im Wald in der Nähe des Albishorns, aufgenommen am 10.2.2013, ca. 12 Uhr