Es ist eine Binsenwahrheit: Das Wetter wird es nie allen recht machen können. Freuen können sich in den nächsten Tagen: Urlauber, Alpinisten, Sonnenanbeter, Badenixen, Grillmeister, die Getränkebranche, Eisverkäufer, Freilichtveranstalter, Mähdrescher und Heugabeln. Keine Freude werden haben: Gemüsebauern, Fische und Amphibien in seichten Gewässern sowie deren Jäger, Mücken, kurzgeschnittene Rasenflächen und natürlich Meteorologen, die sich auf Gewitterwarnungen spezialisiert haben 🙁 Man könnte es kurz machen und diesen Beitrag gleich wieder abschliessen mit der Feststellung, dass in den nächsten Tagen die Gewitterwahrscheinlichkeit gegen Null tendiert. Vielleicht interessiert aber doch den einen oder anderen geneigten Leser bzw. Leserin, wie diese Lage zustande kommt und ob nicht doch irgendwo eine Änderung in Aussicht steht…
Der Blick auf die allgemeine Lage zeigt uns eine zwischen Islandtief und Azorenhoch recht glatt verlaufende Westwindströmung über dem Atlantik, die in Richtung nördliches Mitteleuropa zielt:
In diese Strömung eingelagert sind sehr warme (rot) und kühlere (grün) Luftmassen, die sich bei uns immer wieder abwechseln. Die Spanne der Höchsttemperaturen liegt entsprechend zwischen etwa 24 und 30 Grad, in hitzeanfälligeren Gegenden bis 33 Grad. Für den Alpenraum wetterbestimmend ist der Hochdruckkeil, der sich von den Azoren bis zu uns erstreckt und atlantische Fronten knapp nördlich von uns fernhält oder allenfalls mal in abgeschwächter Form bei uns durchziehen lässt. Mehr als durchziehende Wolkenfelder und ein paar verschupfte Schauerchen in den Alpen sind bei dieser Konstellation nicht zu erwarten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Ende dieser antizyklonalen Westlage ist im seriösen Prognosezeitraum nicht in Sicht. Es gibt Modellrechnungen, die am nächsten Donnerstag mal ein etwas kräftigeres Tief mit einer Kaltfront durchziehen lassen, doch ob dies die im Flachland herrschende Trockenheit lindern wird, ist noch keineswegs sicher.
Eine kurze heisse Phase auf der Vorderseite des Tiefs (je nach tageszeitlichem Timing bis zu 35 Grad möglich), hohes Unwetterpotenzial an bzw. vor der Kaltfront und wie bereits am letzten Dienstag/Mittwoch ein rasch nachstossender Hochdruckkeil mit entsprechend böigem Wind sind bei diesem Szenario sicher. Das Problem dabei: Die Kaltfront zieht so schnell durch, dass abseits der Bergregionen erneut kaum was hängen bleibt. Also schon wieder viel Wind um nichts?
Die Regensummenkarte für die nächsten 7 Tage zeigt, dass dem Mittelland mit etwa 3 bis 5 mm Niederschlag kaum geholfen sein wird – dass es örtlich sogar wieder gänzlich trocken bleibt, ist ebenfalls nicht auszuschliessen. Bleibt noch zu erwähnen, dass andere Modellvarianten das Tief schwächer oder weiter nördlich durchziehen lassen und dass eine erneute Hitzewelle zum Ende der nächsten Woche eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit aufweist. Wie auch immer sich das im Detail abspielen wird: Am eingangs beschriebenen Zustand – des einen Freud, des andern Leid – wird sich nicht grossartig etwas ändern.