Pünktlich zum Monatswechsel stellt die Wetterlage um: Wärmere Luftmassen aus Süden setzen sich allmählich auch in der Schweiz durch. Die Luft ist allerdings auch recht feucht, und zusammen mit dem Feuchteangebot am Boden und dem hohen Sonnenstand ist genügend Nahrung für Gewitter vorhanden. Zudem labilisiert ein Kaltlufttropfen im Westen die Luftschichtung. Zu Beginn der nächsten Woche stellt sich wahrscheinlich eine feucht-warme Ostlage ein, wir erwarten somit die erste, länger anhaltende Wetterlage mit täglichem Gewitterpotenzial in der Schweiz.
Am Mittwoch und Donnerstag, 1. und 2. Mai wird die aktuell noch über der Schweiz liegende Luftmassengrenze etwas nach Nordwesten zurückgedrängt, wir gelangen somit auf die wärmere Seite. Man darf sich von der hochnebelartigen Bewölkung am Vormittag nicht täuschen lassen, denn die Sonne hat Kraft – sie steht Anfang Mai gleich hoch wie Anfang August. Sie wird eine Weile brauchen, um die bodennahe Schicht aufzuwärmen und den Hochnebel in erste Quellwolken zu verwandeln, doch mit den zunehmenden Wolkenlücken wird die Labilisierung am Nachmittag rasch zunehmen. Bei Temperaturen von etwa +10 Grad in 850 hPa und -20 Grad in 500 hPa sind die Bedingungen für Gewitterbildungen ideal. In der Westschweiz mehr als im Osten und am Donnerstag stärker als am Mittwoch. Der Jahreszeit und der Schneebedeckung entsprechend entstehen Gewitter bevorzugt über dem Jura und den niedrigen Voralpen wie etwa dem Napfgebiet. Die Windströmung in mittleren Höhen lässt Zugrichtungen nach Norden erwarten, Gewitter aus dem Jura können somit in die Region Basel und jene aus den Voralpen ins Mittelland ziehen. Dabei sind einzelne kräftige und langlebige Zellen nicht ausgeschlossen, begünstigt durch die Richtungsscherung des Windes (bodennah schwache Bise).
Am Freitag sind die Entstehungsbedingungen noch mal ähnlich: Zwar sickert aus Westen bodennah etwas kühlere Luft ein, gleichzeitig wird aber auch die Höhenluft mit Annäherung des Troges aus Westen kälter. Die Höhenströmung dreht auf Südwest bis West, womit die klassischen Zugschienen am Jura und entlang der Voralpen eingeschlagen werden.
Am Wochenende ist die Entwicklung sehr unsicher und von der genauen Verlagerung des Troges abhängig. Die favorisierte Variante zeigt ein Durchschwenken des Troges bzw. ein Abtropfen über die Schweiz hinweg nach Südosten. Es bleibt somit unbeständig, allerdings mit weniger Sonnenanteil und bei etwas tieferen Temperaturen weniger anfällig für kräftige Entwicklungen.
Zu Beginn der neuen Woche stellt sich zwischen einem Hoch über Nordeuropa und einem Mittelmeertief eine feucht-warme Ostströmung ein. Die Temperaturen steigen erneut und das Potenzial für kräftige Gewitter nimmt von Tag zu Tag wieder zu. Die erneute Annäherung eines Troges aus Westen und somit Winddrehung auf südliche Richtungen ist ab der Wochenmitte in einigen Modellen angedeutet, es zeichnet sich somit eine frühsommerliche und gewitteranfällige Wetterlage ab, deren Ende zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar ist. Kälteeinbrüche zum Ende der nächsten Woche (ab etwa 10. Mai) sind in den Ensembles derzeit noch als Ausreisser zu betrachten.
Dann schauen wir mal, wie der Mai so wird. Die Voraussetzungen sind nahezu ideal für ein richtig gutes Gewitter. Im Laufe des Mais wird es definitiv dazu kommen! 😉