Sturmvorschau 27.02.-05.03.2017

Höhenwind in rund 5500 m in der Nacht zum 28.02.2017

Abgesehen von dem einen Sturm Mitte Januar war dieser Winter bisher sehr ruhig, hauptsächlich hochdruckgeprägt und daher auch zu trocken. Nun scheint es, als wolle der Winter 2016/17 noch in letzter Minute aufholen, was er bisher verschlafen hat. Das wird ihm bis Dienstagabend aber nur unvollständig gelingen, beginnt doch am 1. März der meteorologische Frühling und so darf dann dieser die statistischen Werte einheimsen, die eigentlich der Winter vorbereitet hat. Denn schaut man sich die aktuelle Ausgangslage an (Titelbild, anklicken für volle Grösse), so zieht zwar der erste Trog noch am Dienstag, 28. Februar durch, der nächste sich auf dem Atlantik befindliche trifft in der Nacht auf Donnerstag bei uns ein, und jener für das nächste Wochenende muss erst noch geboren werden, daher sind die Aussichten diesbezüglich noch unsicher. Eine stürmische Phase zum Winterende ist nicht ungewöhnlich, und die nordhemisphärische Zirkulation macht derzeit (wie schon den ganzen Winter) nicht den Anschein, als wäre die aktuelle Westwindphase von langer Dauer.

Bereits heute Montag zieht der Südwestwind in der Höhe – vor allem im Jura – kräftig an. In den Alpentälern kommt Föhn auf, der in den Abendstunden durchaus Sturmböen bringen und recht weit bis an den Bodensee ausgreifen kann. Der Föhn bricht in der zweiten Nachthälfte mit dem Durchzug einer ersten Kaltfront zusammen. Bereits am Dienstagvormittag zieht die schwach aktive Warmfront eines Teiltiefs über Frankreich durch, am Nachmittag folgt sehr rasch die zugehörige Kaltfront:

Diese wird es in sich haben: Die Höhenkaltluft zieht rasch mit und sorgt für eine Differenz von rund 30 Grad zwischen den 850- und 500 hPa-Schichten. Man darf also davon ausgehen, dass es an der Kaltfront sowie in den rückseitigen Schauern zu elektrischen Entladungen kommen wird. Das tageszeitlich optimale Timing sowie die gegebene Labilität sorgt dafür, dass die Böen des höheren Mittelwindes gut heruntergemischt werden:

Anders als beim trockenen Warmsektorsturm vom vergangenen Donnerstag, der seine Energie hauptsächlich von der starken Sonneneinstrahlung und der daraus folgenden Erwärmung der bodennahen Luftschichten bezog, haben wir es diesmal mit einem schnell ziehenden Teiltief mit nachfolgender Höhenkaltluft zu tun. Die stärksten Böen werden daher wahrscheinlich heftiger, aber in einem kürzeren Zeitfenster mit dem Durchzug der Kaltfront erfolgen. Dabei kann es im Mittelland, vor allem aber an den engen Eingängen zu den Alpentälern durchaus zu orkanartigen Böen (100 bis 110 km/h) kommen.

Durch die rasche Abfolge von Kalt-, Warm- und dann wieder Kaltfront fährt die Schneefallgrenze zwischen Montagnacht und Dienstagnacht Achterbahn zwischen 2000 und 600 m. In der Nacht auf Mittwoch sinkt sie sogar bis auf 400 Meter, wobei die Niederschläge bald einmal abklingen, wenn die Schneefallgrenze unten ankommt. Somit wird im Mittelland auf den mittlerweile recht warmen Böden kaum etwas liegenbleiben.

Der Mittwoch ist zunächst von der kalten Rückseite geprägt: Typ Aprilwetter mit Schauern und kurzen sonnigen Phasen, begleitet von kräftigen Böen. Die Schneefallgrenze steigt mit der tageszeitlichen Erwärmung von den tiefen allmählich in mittlere Lagen an. Bereits am Abend folgt der Warmfrontregen des nächsten Tiefs, die Schneefallgrenze steigt damit erneut auf 1500 m oder lokal sogar höher. Der Mittelwind zieht wieder kräftig an, die Böen in den Niederungen werden sich aber diesmal durch den Regen und die stabile Schichtung der Luft während der Nacht in Grenzen halten:

Die nachfolgende Kaltfront am Donnerstag soll je nach Modell knapp nördlich der Schweiz oder aber genau darüber schleifen. Ob der Donnerstag also ein bewölkter, windiger, aber weitgehend trockener und milder, oder doch eher ein nass-kühler Tag wird, ist somit noch offen.

Überhaupt wird es nun ziemlich unsicher, da sich über Westeuropa ein Trog ausbilden soll, von dem man heute noch nicht sagen kann wie tief er sich eingräbt und wie nah er uns kommt. Klar ist, dass sich damit eine Südföhnlage über den Alpen einstellt. Die GFS-Variante zeigt dabei durchaus einen ordentlichen Föhnsturm am Freitag:

Der Windsprung über dem Jura zeigt bereits die nahende Kaltfront an, welche in der Nacht auf Samstag die Föhnphase unterbrechen und eine kurze stürmische Westwindphase bringen soll. Danach könnte sich der Föhn am Wochenende aber wieder erholen, doch wie gesagt ist dies alles noch ziemliche Spekulation. Am besten macht man sich schon mal auf alle möglichen Varianten (Sturmböen mal in den Föhntälern, mal im Mittelland) gefasst.

Auch die Niederschlagssummen bis zum nächsten Sonntag sind mit einer Portion Vorsicht zu geniessen, da noch nicht klar ist, wie viel Feuchtigkeit mit der Föhnphase zur Alpensüdseite gelangt:

Die Option, dass die winterliche Trockenheit mit dem meteorologischen Frühlingsbeginn zu Ende geht, ist jedenfalls gegeben. Derartige Szenarien wurden uns in den letzten Monaten in der Mittelfrist wiederholt aufgetischt, gekommen ist davon allerdings nur wenig. Man darf also gespannt sein…