Gewitter- und Sturmvorschau 24.-30.07.2015

Der Freitag bietet noch mal die Chance, der Entstehung von rotierenden Aufwindtellern zuschauen zu können

Der Freitag bietet noch mal die Chance, der Entstehung von rotierenden Aufwindtellern zuschauen zu können

Der Juli 2015 hätte sich damit begnügen können, als heissester Monat seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen in die Geschichte einzugehen. Dies alleine scheint ihm allerdings nicht genug zu sein. Er besinnt sich auf die Siebenschläfer-Regel, wonach dieser Hochsommer zwei Optionen bot: Hitze- oder Achterbahnsommer. Doch warum sich auf eine Variante beschränken, wenn man gleich beides haben kann? Variante eins hatten wir genau die erste Hälfte der sprichwörtlichen sieben Wochen, nun folgt Variante zwei. Also schon mal einen ersten Herbstgruss in Form von ein paar netten Sturmtiefs vorbeischicken und am einen oder anderen Morgen die Frühtemperaturen so richtig in den Keller rasseln lassen, Bodenfrost in höher gelegenen Muldenlagen inklusive. Wenn schon Extrem-Monat, dann aber bitte in beide Richtungen!

Am Freitag lagern im Alpenraum noch die Reste der vergangenen Hitzewelle. Mit der Annäherung eines scharfen Troges aus Westen steilt die Höhenströmung vorderseitig noch mal auf südliche Richtungen auf. Das Muster entspricht kurzzeitig einer winkelförmigen Westlage, wonach eine Westströmung durch ein blockierendes Hoch im Osten über Mitteleuropa zu einem scharfen Knick nach Norden gezwungen wird.

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Die Westströmung ist allerdings so stark, dass sie das Hoch abzudrängen vermag und der „Winkel“ bis zum Montag in die Ukraine verschoben wird. Wir gelangen somit vorübergehend in eine zyklonale Westlage, die jedem Herbstmonat gut anstehen würde. Die Folge ist eine sehr wechselhafte Woche mit allen Facetten, die mitteleuropäisches Klima bieten kann.

In der schwül-heissen Luftmasse bilden sich am Freitagnachmittag entlang des gesamten Alpennordhangs Gewitterzellen, die sich in der südlichen Strömung von der Voralpenschiene lösen und ins höhere Mittelland ziehen. Über dem Jura sind die Signale deutlich schwächer, ein paar kurzlebige Einzelzellen sind aber auch hier nicht ganz auszuschliessen. Nebst Überflutungsgefahr ist auch mit örtlich mässig grossem Hagel zu rechnen, grosse Clusterbildung mit Sturmböen auf breiter Front (Outflow ins Mittelland) ist ebenfalls möglich. Neuauslöse über dem Mittelland ist in dieser ersten Phase des Nachmittags und am frühen Abend am ehesten dann zu erwarten, wenn gleichzeitig auch der Jura und der Schwarzwald aktiv werden sollten und die Outflows der beiden Systeme aufeinander treffen könnten, die Wahrscheinlichkeit dafür wird aber als eher gering eingeschätzt.

Am späteren Abend tritt ein neuer Spieler auf den Plan: Eine von Westen heranrückende Kaltfront löst in den Westalpen und im Jura neue Gewitter aus. Denkbar ist auch eine langgezogene, aber schmale Gewitterfront, welche in der Nacht die Schweiz von West nach Ost überquert. Mit dem markant anziehenden Höhenwind werden diese Gewitter sehr schnell (bis zu 70 km/h) ziehen und daher nur wenig Regen zurücklassen. Von einer durchs Mittelland ziehenden und in die Alpentäler drückenden Böenfront dürfte die Hauptgefahr ausgehen. Entscheidend für die Stärke der Sturmböen wird sein, ob die Gewitter vom Nachmittag bereits einen stabilisierenden ColdPool hinterlassen oder ob die Kaltfront noch „freies Terrain“ vorfindet.

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Wie obige Karte zeigt, ist der Unterschied der Luftmassen an der Kaltfront markant. Rückseitig fliesst trockenere und wesentlich kühlere Luft ein, sodass die Schauerneigung am Samstag rasch zurückgeht und sich nur noch im Nordstau der Alpen Reste ausregnen. Die Gewitteraktivität beschränkt sich dann auf die Alpensüdseite und das Engadin. Man muss allerdings infolge des starken Druckanstiegs aus Westen und zunehmender Besonnung davon ausgehen, dass der stürmische Höhenwind böig ins Flachland heruntergemischt wird und an exponierten Stellen 70 km/h erreicht. Ein Sturm mit für die Jahreszeit ungewöhnlicher Stärke „beglückt“ hingegen die Nordseeurlauber.

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Ein Zwischenhoch sorgt dafür, dass der Wind in der Nacht abflaut und sich die Temperatur unter klarem Himmel in einen Bereich bewegt, der dem Begriff „Morgenfrische“ nach längerer Zeit wieder mal gerecht wird. Viel Sonnenschein und wenig Wind versprechen bei angenehmen Temperaturen einen perfekten Sonntag für jegliche Aktivitäten im Freien. Am Abend verschwindet die Sonne hinter den Wolken einer aufziehenden Warmfront des nächsten Tiefs.

Der Montag steht wiederum im Zeichen einer raschen Abfolge von Warm- und Kaltfront, allerdings nur mit mässiger Niederschlagsausbeute. Hauptthema wird einmal mehr der Wind, die Stärken vom Samstag dürften allerdings nicht ganz erreicht werden. Der eine oder andere Schauer kann elektrisch werden, insbesondere in den Alpen und in Richtung Süden, wo sich die Warmluft nur schwer verdrängen lässt.

Der Dienstag verspricht einen ähnlichen Wetterablauf wie der Sonntag, am Morgen kann also der letzte verbliebene Rest der Hitzwelle aus den Häusern vertrieben werden. Wie rasch die Höhenströmung in der Folge auf Südwest zurückdreht und wieder wärmere und allmählich schwülere Luft bringt, ist noch nicht ganz gesichert. Am Mittwoch sollte sich die Gewitterneigung vorerst noch auf die Alpen beschränken, für den Donnerstag zeichnet sich wieder etwas mehr Action ab.

Gewittervorschau 17.-23.07.2015

Jura und Mittelland brauchen dringend Regen, doch woher soll er kommen? Aufnahme vom 14.07.2015 zwischen Orbe und La Sarraz

Jura und Mittelland brauchen dringend Regen, doch woher soll er kommen? Aufnahme vom 14.07.2015 zwischen Orbe und La Sarraz

Der Juli 2015 will es wissen und strebt in Richtung heissester Monat seit Messbeginn in der Schweiz. Dies alleine wäre ein Punkt, den man einfach zur Kenntnis nehmen könnte, denn nach dem Rekordsommer 2003 wurde bereits davor gewarnt, dass sich ähnliche Kaliber in Zukunft häufen werden. Hinzu kommt aktuell die Trockenheit, die weite Teile des Mittellands und inzwischen auch den Jura heimsuchen. Der letzte nennenswerte Niederschlag in diesen Gebieten datiert vom 23. Juni, und es ist nach den aktuellen Karten gut möglich, dass die niederschlagsfreie Zeit an der einen oder anderen Station den Monat voll macht. Eine ähnlich lange Trockenperiode im Hochsommer zu finden, wäre eine interessante Aufgabe für Klimahistoriker. Doch wenden wir uns nun den Möglichkeiten zu, die zumindest eine punktuelle Linderung der Trockenheit bringen könnten.

Zunächst die allgemeine Lage: Der Westwindgürtel über dem Atlantik ist relativ gut ausgeprägt und produziert Tiefdruckgebiete am Laufmeter, die jedoch über Europa nach Norden abgedrängt werden. In Mitteleuropa hat sich eine recht beständige antizyklonale Südwestlage eingestellt, bei der eingequetschte Reste von Kaltlufteinschlüssen und Fronten den Alpenraum gelegentlich zu streifen vermögen. Dieses Muster soll nach den heutigen Unterlagen bis mindestens nächsten Donnerstag anhalten.

20150717-blog2Heute Freitag schwenkt ein schwach ausgeprägter Höhentrog (nur in höher aufgelösten Karten der mittleren Troposphäre zu finden) über die Schweiz hinweg nach Osten und bringt eine Spur Feuchtigkeit und wohl gerade ausreichend Labilität für regionale Gewitterauslöse mit sich. Am Nachmittag kommt es in den Hochalpen, ganz vereinzelt wohl auch über den Voralpen und mit viel Glück auch im Jura zur Bildung von Einzelzellen. Da die Grundschicht nach wie vor recht trocken ist und die Böden abseits von Schnee- und Gletscherschmelze der Hochalpen keinen Feuchtenachschub mehr liefern können, dürften Avancen in Richtung Flachland von bescheidenem Erfolg gekrönt sein. Am Abend erreicht oben erwähntes „Trögli“ die Ostschweiz. Hier sind aufgrund von sich aufschaukelnden Outflows im komplexen orografischen Gelände durchaus gewisse Wahrscheinlichkeiten für Clusterbildung vorhanden. Im Lauf des Abends fliesst in der Höhe wieder wärmere Luft ein, womit sich die Lage von Westen her rasch stabilisiert.

Nach einer ruhigen Nacht nähert sich im Lauf des Samstags von Westen her eine schwach ausgeprägte Kaltfront. Sie wird die Schweiz nicht überqueren, sondern knapp nordwestlich eine schleifende Position einnehmen. Jeder Versuch, sich hier auf ein Modell festlegen und einen regionalen wie zeitlichen Ablauf vorhersagen zu wollen, dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Gute Chancen dürfte die Jura-Schwarzwald-Schiene haben, die sich am nähesten an der Kaltfront befindet. Ansonsten ist wie immer bei Hitzelagen im Hochsommer die Auslöse von lokalen Gewitterzellen in den Hochalpen zu favorisieren. Ob die Advektion feuchterer Luftmassen aus Südwesten auch ausreicht, um die Voralpenschiene zu aktivieren und einzelne, aber durchaus heftige Gewitter mit gröberem Hagelpotenzial ins benachbarte Mittelland ziehen zu lassen, wird man wohl erst sehr kurzfristig beantworten können.

20150717-blog3Am Sonntag wird sich an den Voraussetzungen nicht allzu viel ändern: Die schleifende und verwellende Front bestimmt nach wie vor den Takt der schwülen Luftmasse. Über die genaue Position sowie die Abfolge von Bodentiefs und Zwischenhochs sind sich die Modelle nicht einig, somit bleibt auch hier nur auf die zeitnahe Beobachtung des Donnerradars zu verweisen. Aufgrund der etwas anziehenden Höhenströmung ist ein Ausgreifen von einzelnen Zellen ins Flachland gut möglich, niederschlagsmässig wären die rasch ziehenden Gewitter aber nicht mehr als der buchstäbliche Tropfen auf den heissen Stein auf schmalem Pfad.

Am Montagmorgen dürfte die „kühlste“ Luftmasse über die Schweiz hinwegziehen, darüber sorgt ein erneut erstarkendes Hoch mit markanter Warmluftadvektion (etwa -8 Grad in 5900 m) für einen soliden Deckel bis inklusive Dienstag. Vorderseitig eines sich allmählich über Westeuropa bildenden Trogs dürfte zur Wochenmitte wieder markant heissere und allmählich auch feuchtere Luft für ein Ansteigen der Gewittergefahr sorgen, mangels synoptischer Antriebe wird sich die Sache aber vorerst wieder auf die Hochalpen beschränken. Die Karte mit den aufkumulierten Niederschlagsmengen bis Donnerstag früh zeigt jedenfalls, dass im Gebirge lokales Potenzial für gröbere Sachen besteht, man darf die Mengen des Globalmodells aber keineswegs für bare Münze nehmen und bedenken, dass die Regenmengen zu stark in die Fläche gewalzt werden:

20150717-blog4Einmal mehr rechnen die Modelle für den Zeitraum irgendwann zwischen Donnerstag und Samstag nächster Woche den Durchzug eines markanten Troges mit breiter Kaltfront und nachträglicher Abkühlung und somit für zumindest eine vorübergehende Linderung der Trockenheit. Da sich solche Szenarien aber auch in den letzten Wochen immer wieder am Modellhorizont zeigten und sich schlussendlich als Fata Morgana erwiesen, lautet unsere Empfehlung auch diesmal wieder: Abwarten und (Eis-)Tee trinken…

Gewittervorschau 10.-16.07.2015

Mähdrescher- und Heugabelwetter hat auch seine schönen Seiten

Mähdrescher- und Heugabelwetter hat auch seine schönen Seiten

Es ist eine Binsenwahrheit: Das Wetter wird es nie allen recht machen können. Freuen können sich in den nächsten Tagen: Urlauber, Alpinisten, Sonnenanbeter, Badenixen, Grillmeister, die Getränkebranche, Eisverkäufer, Freilichtveranstalter, Mähdrescher und Heugabeln. Keine Freude werden haben: Gemüsebauern, Fische und Amphibien in seichten Gewässern sowie deren Jäger, Mücken, kurzgeschnittene Rasenflächen und natürlich Meteorologen, die sich auf Gewitterwarnungen spezialisiert haben 🙁 Man könnte es kurz machen und diesen Beitrag gleich wieder abschliessen mit der Feststellung, dass in den nächsten Tagen die Gewitterwahrscheinlichkeit gegen Null tendiert. Vielleicht interessiert aber doch den einen oder anderen geneigten Leser bzw. Leserin, wie diese Lage zustande kommt und ob nicht doch irgendwo eine Änderung in Aussicht steht…

Der Blick auf die allgemeine Lage zeigt uns eine zwischen Islandtief und Azorenhoch recht glatt verlaufende Westwindströmung über dem Atlantik, die in Richtung nördliches Mitteleuropa zielt:

20150710-blog2In diese Strömung eingelagert sind sehr warme (rot) und kühlere (grün) Luftmassen, die sich bei uns immer wieder abwechseln. Die Spanne der Höchsttemperaturen liegt entsprechend zwischen etwa 24 und 30 Grad, in hitzeanfälligeren Gegenden bis 33 Grad. Für den Alpenraum wetterbestimmend ist der Hochdruckkeil, der sich von den Azoren bis zu uns erstreckt und atlantische Fronten knapp nördlich von uns fernhält oder allenfalls mal in abgeschwächter Form bei uns durchziehen lässt. Mehr als durchziehende Wolkenfelder und ein paar verschupfte Schauerchen in den Alpen sind bei dieser Konstellation nicht zu erwarten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Ende dieser antizyklonalen Westlage ist im seriösen Prognosezeitraum nicht in Sicht. Es gibt Modellrechnungen, die am nächsten Donnerstag mal ein etwas kräftigeres Tief mit einer Kaltfront durchziehen lassen, doch ob dies die im Flachland herrschende Trockenheit lindern wird, ist noch keineswegs sicher.

20150710-blog3Eine kurze heisse Phase auf der Vorderseite des Tiefs (je nach tageszeitlichem Timing bis zu 35 Grad möglich), hohes Unwetterpotenzial an bzw. vor der Kaltfront und wie bereits am letzten Dienstag/Mittwoch ein rasch nachstossender Hochdruckkeil mit entsprechend böigem Wind sind bei diesem Szenario sicher. Das Problem dabei: Die Kaltfront zieht so schnell durch, dass abseits der Bergregionen erneut kaum was hängen bleibt. Also schon wieder viel Wind um nichts?

20150710-blog4Die Regensummenkarte für die nächsten 7 Tage zeigt, dass dem Mittelland mit etwa 3 bis 5 mm Niederschlag kaum geholfen sein wird – dass es örtlich sogar wieder gänzlich trocken bleibt, ist ebenfalls nicht auszuschliessen. Bleibt noch zu erwähnen, dass andere Modellvarianten das Tief schwächer oder weiter nördlich durchziehen lassen und dass eine erneute Hitzewelle zum Ende der nächsten Woche eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit aufweist. Wie auch immer sich das im Detail abspielen wird: Am eingangs beschriebenen Zustand – des einen Freud, des andern Leid – wird sich nicht grossartig etwas ändern.

Gewittervorschau 03.-09.07.2015

Wer nicht das Glück hat, in den Genuss eines kühlenden Gewitters zu kommen (und das dürften die wenigsten sein), dem bleibt wohl nur eines...

Wer nicht das Glück hat, in den Genuss eines kühlenden Gewitters zu kommen (und das dürften die wenigsten sein), dem bleibt wohl nur eines…

Nun ist sie also definitiv da, die erste längere Hitzewelle des Jahres. Angesichts der Temperaturen von 35 Grad und mehr fragt sich mancher Laie, wo denn die Gewitter bleiben. Nun, Wärme ist nur eine Form von Energie, die für Gewitterbildung benötigt wird. Der zweite sehr wichtige Teil ist die Feuchte, und die hat bisher weitgehend gefehlt. Doch damit nicht genug: Wird die Luftmasse nicht durch Labilität (z.B. kältere Luft in der Höhe), die Orographie (Berge) oder aufeinander zuströmende Luftmassen (Konvergenzen) gehoben, passiert ebenfalls nichts. Während der nächsten Tage findet ein lebhafter Wechsel dieser Voraussetzungen statt. Mal fehlt der eine, mal der andere Antrieb. Und gelegentlich passt dann mal alles zusammen, fragt sich nur: wann und wo?

Etwas Feuchte ist im Lauf des Donnerstags bereits zu uns vorgedrungen, was prompt zu zwei Zellenbildungen über dem Berner Jura und in der Grimselregion geführt hat. Diese Feuchte manifestiert sich durch mittelhohe (Altocumulus) und hohe (Cirrus) Wolkenfelder sowie regionale Quellwolkenbildung über dem Relief. Nun kommt Freitag früh und dann wieder Freitagabend noch etwas erhöhte Labilität hinzu. Folgende Karte soll das veranschaulichen:

20150702-blog2Gezeigt sind das Druckfeld (500 hPa) und die Temperaturverhältnisse in rund 5900 Meter Höhe am Freitagmorgen. Kältere und wärmere Schlieren sind mit K und W gekennzeichnet, den Verlauf erkennt man an der -12°-Isotherme, als grau-weiss gestrichelte Linie zu erkennen. Wir haben es zwischen den kälteren und wärmeren Regionen nur mit einer Temperaturdifferenz von 2 Grad zu tun, doch dieser Unterschied kann ausreichen, um die Luftmasse zu labilisieren. Eine erste Labilisierungszone streift den Norden der Schweiz am frühen Freitagmorgen, eine zweite zieht am Freitagabend über uns hinweg. Dies sind die beiden Termine, an denen Gewitterbildungen zu erwarten sind. Jene am Morgen sind nicht an die Berge gebunden und können auch im Flachland auftreten, in der zweiten Tageshälfte ist die Orographie wieder bestimmend: Schwerpunkte dürften der Alpenhauptkamm, der Hochjura und der Schwarzwald bilden. Die Gewitter entstehen als lokal begrenzte Einzelzellen, die jedoch enorm heftige Begleiterscheinungen wie grösseren Hagel, eng eingegrenzte Sturmböen in Form von Downbursts sowie enorme Regenmengen in sehr kurzer Zeit hervorbringen. Da die Gewitter zudem langsam ziehen, ist die Gefahr von lokalen Überflutungen erhöht. In den meisten Regionen bleibt es jedoch trocken.

Am Samstag stabilisiert sich die Atmosphäre wieder: In der Höhe fliesst trockenere und im 500-hPa-Niveau wärmere (-10 bis -9 °C) Luft ein. Auch der Bodendruck steigt, und damit ist die Gewittergefahr wieder stark reduziert und beschränkt sich auf vereinzelte kurze Entladungen hauptsächlich in den Hochalpen.

Die nächste feuchtere Phase bahnt sich im Lauf des Sonntags an, es wird aber wahrscheinlich Abend oder sogar Nacht, bis sie sich bei uns auswirkt:

20150702-blog3Zu sehen ist eine Tiefdruckrinne im Bodendruckfeld, die sich von Ostdeutschland über das Elsass bis zum Rhonetal erstreckt, gekoppelt an sehr energiereiche, sprich schwüle Luft (dunkelrot). Noch ist nicht ganz klar, ob dies für verbreitete Auslöse reicht, denn der nach wie vor starke Höhenrücken liegt genau über der Schweiz und deckelt die Atmosphäre. Dort, wo der Deckel durchbrochen wird, ist jedoch mit sehr heftigen Entwicklungen und hohem Unwetterpotenzial zu rechnen.

Am Montag stabilisiert sich die Lage, indem in den unteren Luftschichten etwas „kühlere“ Luft einsickert (Höchstwerte etwa 32 statt wie zuvor 35-38 Grad) und der Bodendruck von Westen her wieder steigt. Im Lauf des Dienstags wird es wahrscheinlich wieder kritischer, da heisser, feuchter und mit Annäherung einer Kaltfront von Westen her mit auffrischendem Südwestwind in der Höhe gescherter. Der genaue zeitliche Ablauf ist allerdings noch sehr unsicher, die Kaltfrontpassage wird wohl irgendwann zwischen Dienstagnacht und Donnerstag früh erfolgen. Je nach tageszeitlichem Timing ist auch hier wieder mit Unwettern zu rechnen. Folgende Karte zeigt aber auch die Möglichkeit einer im Flachland weitgehend trockenen Kaltfrontpassage mit viel Wind und gewittrigem Stauregen am Alpennordhang, da sich am Boden bereits wieder ein Hochdruckkeil von Westen her reinschiebt:

20150702-blog4Gut möglich also, dass der Mittwochabend mal so richtig zum Durchlüften einlädt. Allzu sehr darauf verlassen sollte man sich jedoch angesichts der noch langen Prognosezeitspanne allerdings nicht.