Gewittervorschau 25.-31.07.2014

Obacht! Ein kritisch-kontrollierender Blick zum Himmel wird auch in den nächsten Tagen nicht schaden

Obacht! Ein kritisch-kontrollierender Blick nach oben wird auch in den nächsten Tagen nicht schaden

Auch in dieser Woche stellt sich wieder die Frage, ob wir mit diesem Sommer noch mal glücklich werden. Grund für das unbeständige Wetter in den letzten Wochen war das blockierende Hoch über Skandinavien, das es kleinen, aber wirkungsvollen Tiefs erlaubte, völlig abgekoppelt vom kaum noch existenten Westwindgürtel über Mitteleuropa herumzueiern. Nun verlagert sich das Hoch zwar etwas nach Südosten, wird aber für uns nach wie vor nicht in positivem Sinne wetterbestimmend. Denn zwischen ihm und dem schwächelnden Azorenhoch tropft es nach wie vor wie ein undichter Wasserhahn: Der nächste Trog mit Abschnürungstendenzen erreicht uns in der ersten Wochenhälfte. Damit geht die Geschichte von vorne los…

Den heutigen Freitag sollte man als „Verschnauftag“ nutzen. Sei es, um die Unwetterschäden der letzten Tage notdürftig zu beheben, oder seiner Seele im Freien etwas Gutes zu tun. Die Gewittergefahr ist nur punktuell vorhanden und beschränkt sich weitgehend auf die Berg- und Hügelzone. Vom Jura her können in der westlichen Höhenströmung einzelne Gewitter ins Mittelland ziehen, wo ihnen aber mangels Hebungsantrieb rasch der Schnauf ausgeht. Die Beruhigung am Abend ist nur von kurzer Dauer, denn von den Pyrenäen her wird die Luft bereits in der Nacht angefeuchtet, und von Nordwesten her nähert sich der Rest des äusserst zähen CutOff-Tiefs, das uns am vergangenen Montag beglückte und nach seiner Irrfahrt über Adria, Osteuropa, Norddeutschland und die BeNeLux-Staaten nun zurück zu uns findet.

Rückkehr eines alten Bekannten: Das CutOff-Tief lebt bereits seit einer Woche und überquert uns am Samstag ein zweites Mal aus Nordwesten

Rückkehr eines alten Bekannten: Das CutOff-Tief lebt bereits seit einer Woche und überquert uns am Samstag ein zweites Mal aus Nordwesten

Das Tief bewirkt eine Labilisierung auf zweierlei Weise: Einerseits bringt es aus Nordwesten Höhenkaltluft mit, andererseits wird mit der bodennahen Strömung aus Südwest warm-feuchte Luft zu uns geführt. Diese Mischung legt schon mal die Grundlage für Gewitterbildungen am Samstag fest. Da keine Front involviert ist, kann man von priorisierter Auslöse über den Bergen rechnen, wäre da nicht noch eine Konvergenz zwischen östlicher und westlicher Anströmung irgendwo nördlich der Alpen. Wo also genau der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit mit Clusterbildung liegen wird, ist noch sehr unsicher. Die Karten von Freitagmorgen gehen davon aus, dass sie eher knapp östlich der Schweiz zu liegen kommt. Ein zweiter Schwerpunkt am Jura und in den Westalpen dürfte eher den Staueffekten der westlichen Anströmung geschuldet sein. Trifft dieses Szenario genau so ein, könnte ein Grossteil der Schweiz in die Subsidenzzone dieser zwei Systeme zu liegen kommen, denn die in den Gewitterzonen in die Höhe gerissene Luft muss irgendwo auch wieder absinken und unterdrückt dort die Entwicklung neuer Gewitter. Die geographische und zeitliche Verteilung dieser Zonen kann allerdings immer erst kurzfristig vorhergesagt werden, wenn die Sache erst mal in Gang kommt.

Strömungsverhältnisse in rund 1500 m Höhe am Samstagnachmittag. Eine West- und eine Ostströmung treffen irgendwo an der Alpennordseite aufeinander

Strömungsverhältnisse in rund 1500 m Höhe am Samstagnachmittag. Eine West- und eine Ostströmung treffen irgendwo an der Alpennordseite aufeinander

Am Sonntag zieht das alte Tief unter Auffüllung ein weiteres Mal zur Adria, während sich das nächste bereits über den Britischen Inseln formiert. Zwischen diesen beiden gerät der Alpenraum unter Zwischenhocheinfluss. Die Gewitterneigung wird unterdrückt, sodass man in weiten Teilen der Schweiz einen sonnigen Sommertag geniessen kann. Lokale Gewitter beschränken sich auf die Berge, etwas gehäufter treten sie am ehesten in der Südostschweiz auf.

Von Montag bis Mittwoch liegen wir im Einflussbereich des neuen Tiefs, das nach aktueller Kartenlage einen ähnlichen Weg einschlägt wie sein Vorgänger vor einer Woche: Über Frankreich, dann knapp südlich der Alpen vorbei in Richtung Adria. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es deutlich kühlere Luftmassen in seinem Schlepptau hat und somit die Luftmassengrenze sehr ausgeprägt wird, ähnlich dem Fall von Anfang Juli. Nach einem gewitterträchtigen Montag mit Unwetterpotenzial, dessen genauer Ablauf allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beschrieben werden kann, gerät die Alpennordseite am Dienstag und Mittwoch in den Einflussbereich der bodennahen Kaltluft, während in der Höhe immer noch feucht-warme Mittelmeerluft von Süden über die Alpen strömt. Die Zutaten für teils ergiebigen Dauerregen sind jedenfalls gegeben und müssen im Hinblick auf erneute Hochwassergefahr im Auge behalten werden.

Vertrautes Bild in diesem Sommer: Ein neues Tief tropft über Frankreich ab und zieht über die Alpen hinweg nach Südosten

Vertrautes Bild in diesem Sommer: Ein neues Höhentief tropft über Frankreich ab und zieht über die Alpen hinweg nach Südosten

Am Donnerstag soll das Tief nach Südosten abziehen und einem Hochdruckkeil von Westen her Platz machen, womit eine allmähliche Stabilisierung in Gang käme. Ob es sich allerdings an den Fahrplan hält, bleibt abzuwarten…

Gewittervorschau 18.-24.07.2014

Dürfte ab Sonntag ein täglicher Anblick werden: Kräftige Einzelzelle mit ansatzweisen Organisationsstrukturen

Dürfte ab Sonntag ein täglicher Anblick werden: Kräftige Einzelzelle mit ansatzweisen Organisationsstrukturen

Die schwache Westwindzirkulation beschert uns einmal mehr in diesem Sommer ein heftiges Wechselbad. Nach einer Woche Kälte und Regen dreht die Windströmung jetzt wieder auf Südwest bis Süd und sorgt für eine kurze Hitzewelle. Der Trog über Westeuropa tropft am Sonntag ab und bildet wie schon vor zwei Wochen ein CutOff-Tief, womit sich die Lage mit einigen Abweichungen im Detail wiederholt. Allerdings wird die Zugbahn dieses Tiefs von den Wettermodellen bereits seit Tagen immer wieder unterschiedlich berechnet, sodass einige Unsicherheiten vor allem betreffend Schwerpunkt der zu erwartenden Niederschläge bestehen bleiben. Sicher ist jedoch: Die Lage ist brisant und bedarf in den nächsten Tagen einer gründlichen Überwachung und Neueinschätzung, das Unwetterpotenzial ist hoch.

Am Freitag befindet sich der Höhenkeil genau über der Schweiz und unterdrückt die Gewitterneigung trotz bodennaher Überhitzung. Vereinzelte Hitzegewitter sind über dem Relief (Jura, Schwarzwald, Alpen) nicht ganz ausgeschlossen. Trockene Luft in mittleren bis höheren Schichten lassen die Entwicklungen jedoch rasch verhungern und schränken die Lebensdauer stark ein. Zudem erreicht bei diesen Verhältnissen nur ein geringer Teil des Niederschlags den Boden, der Rest verdunstet vorher.

Am Samstag nähert sich der Trog aus Westen langsam der Schweiz, der Höhenwind zieht an und es wird gegen Abend föhnig. Damit steigt das Gewitterrisiko am Jura und in den Südalpen an, dürfte sich aber nach wie vor auf einzelne lokale, womöglich aber doch heftige Entwicklungen beschränken.

Der Sonntag beginnt unter Föhneinfluss in der Osthälfte der Schweiz trotz hohen Wolkenfeldern sonnig, es wird aber zunehmend schwül. Im Westen können sich schon früh erste Gewitter bemerkbar machen, die dem Jura entlang nach Nord bis Nordost ziehen und bald auch ins Mittelland übergreifen. Nach den aktuellen Karten (haupts. GFS 12z-Lauf vom Donnerstag) zieht das Höhentief mit seiner Kaltluft südlich der Alpen vorbei und sorgt somit für die stärkste Labilität im Westen und Süden des Landes. Wenn sich an dieser Konstellation nicht mehr allzu viel ändert, könnte der Nordosten vorerst ausgespart werden. Mit Föhnzusammenbruch stösst allerdings bodennahe Kaltluft seicht ins Mittelland vor, ein kräftiges Joran-Ereignis am Jurasüdfuss ist in Betracht zu ziehen. Nicht auszuschliessen ist, dass der Föhn trügt und durch das Höhentief genügend Feuchte aus Südosten über die Alpen verfrachtet wird, welche die Nahrung für heftige Gewitter in den Abendstunden liefern. Gleichzeitig soll ein Bodentief über Bayern sehr energiereiche Luft von Norden her gegen die Alpennordseite steuern, die wiederum auf den Kaltluftblast aus Westen aufgleitet.

Luftmassenverteilung in der Nacht auf Montag. Die dünnen Pfeile (rot: warm, blau: kalt) stellen die bodennahe Strömung dar, der dicke Pfeil die Hauptstossrichtung der Höhenkaltluft

Luftmassenverteilung in der Nacht auf Montag. Die dünnen Pfeile (rot = warm, blau = kalt) stellen die bodennahe Strömung dar, der dicke Pfeil die Hauptstossrichtung der Höhenkaltluft

Diese Konstellation ist die Ursache für den (gewittrig durchsetzten) Starkregen, der momentan für Montag auf der Alpennordseite gerechnet wird. Egal, wo die 100 bis 200 mm Regen innerhalb von 36 Stunden herunterkommen, sie werden in dieser Intensität auf jeden Fall für Probleme sorgen. Eine genaue Lokalisation wird aller Voraussicht nach allerdings erst kurz vor dem Ereignis möglich sein. Die laufende Diskussion kann in den nächsten Tagen im Sturmforum mitverfolgt werden.

Prognostizierte Niederschlagssumme bis Montagnacht. Der Hauptanteil fällt innerhalb von 36 Stunden

Prognostizierte Niederschlagssumme bis Montagnacht. Der Hauptanteil fällt innerhalb von 36 Stunden

Das CutOff-Tief soll sich in der Folge irgendwo zwischen Italien und dem Balkan langsam auffüllen. Zwischen ihm und einem Hoch über Skandinavien stellt sich eine gradientschwache Ostlage ein, dabei gewinnt die feucht-warme Luft auch in der Schweiz wieder an Terrain. Somit ist auch von Dienstag bis Donnerstag mit verbreiteten Regengüssen und Gewittern zu rechnen. Die (eher langsame) Zugrichtung der Zellen kann sich täglich ändern, da kleinräumige Tiefs in den unteren Schichten herumwabern. Man muss sich auf jeden Fall auf schwierig zu prognostizierende Verhältnisse einstellen, nicht zuletzt da viele Modelle mit feucht-warmen Ostlagen erfahrungsgemäss Probleme bekunden.

Gewittervorschau 11.-17.07.2014

Höhenwetterkarte für die Nacht auf Samstag mit hervorgehobenen wetterbestimmenden Tiefs (Erläuterungen dazu im Text)

Höhenwetterkarte für die Nacht auf Samstag mit hervorgehobenen wetterbestimmenden Tiefs (Erläuterungen dazu im Text)

Beim vor einer Woche angekündigten Wettbewerb der beiden Wettermodell-Riesen EZ und GFS hat das amerikanische Modell das Rennen gemacht. Es hat als erstes auf der Grosswetterlage „Tief Mitteleuropa“ mit der Option der um das Tief herumgeholten Warmluft beharrt, die uns ab der Nacht auf Freitag erreicht und für eine weitere Gewitterphase besorgt sein wird. Die bisher gefallenen Niederschläge konnten von den Seen und Flüssen gerade geschluckt werden, ohne über die Ufer zu treten. Mit den nun folgenden konvektiven Niederschlägen mit steigender Schneefallgrenze verschärft sich die Lage, sollte aber nur lokal an den Oberläufen unseres Gewässersystems für gröbere Probleme sorgen. Im Unterland muss die Lage trotzdem im Auge behalten werden.

Die Höhenkarte (500 hPa) im Titelbild zeigt uns die für die niederschlagsreiche Phase verantwortliche Wetterlage auf. Erkennbar sind die Höhentiefs und die damit verbundenen Strömungen in rund 5000 m Höhe. Z bezeichnet das aktuell steuernde Zentraltief, um das sich die Teiltiefs im Gegenuhrzeigersinn bewegen. Das am Samstag nach Osten abziehende Tief Nr. 1 ist für die Niederschläge in der ersten Tageshälfte des Freitags verantwortlich, Nr. 2 beschäftigt uns am Samstag, während Nr. 3 sich erst noch entwickeln muss und von Sonntagnachmittag bis Montag die vorerst letzte Unwetterphase bringt. Nr. 4 an der Stelle, wo zu dieser Jahreszeit eigentlich das Azorenhoch sein sollte, wird sich langsam vor die Küste Portugals begeben und sich mit einem von Island her vorstossenden Trog verbinden. Es sorgt von Dienstag bis Freitag nächster Woche für eine Vorderseite (Südwestlage) und stützt damit einen Hochdruckkeil über Mitteleuropa – eine hoch willkommene Wetterberuhigung und hochsommerliche Phase zumindest für ein paar Tage steht somit in Aussicht.

In der Nacht zum Freitag erreicht uns von Norden her eine Warmfront und bringt zunächst flächigen Regen, der im Tagesverlauf mit der bodennahen Erwärmung zunehmend konvektiv wird. Dabei handelt es sich um kräftige Regengüsse, teils von Blitz und Donner begleitet. Mit der strammen Nordströmung stauen sich diese am Alpennordhang und können dort für weiteren, recht kräftigen Dauerregen sorgen, was Grund zur Sorge für die Oberläufe der betroffenen Einzugsgebiete gibt. Eine regionale Hochstufung der aktuellen Gefahrenstufe 2 wäre keine Überraschung. Weitere Gefahr geht von Erdrutschen Murabgängen in den mittlerweile stark gesättigten Steillagen aus. In Lagen oberhalb von 2000 m ist zudem mit Nassschneelawinen zu rechnen, da die Schneefallgrenze rasch auf über 3000 m ansteigt.

In der Nacht auf Samstag geht die Schauerneigung tagesgangbedingt zurück, um am Samstag unter dem nächsten Höhentief erneut aufzuflammen. Nach den heutigen Unterlagen befindet sich die energiereichste (d.h. bodennah wärmste) Luft in der Ostschweiz, sodass der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit dort zu liegen kommen dürfte. Die Gefahr geht wieder hauptsächlich von Starkregen aus, doch auch kleinkörniger Hagel ist örtlich nicht ausgeschlossen.

Am Sonntag wiederholt sich das Spiel mit dem dritten Höhentief von neuem. In der ersten Tageshälfte werden längere sonnige Abschnitte für die notwendige Erwärmung sorgen, ab den Mittagsstunden steigt die Gewittergefahr verbreitet an. Der Höhenwind dreht allerdings auf westliche Richtungen, sodass zumindest die Gebiete am Alpennordrand etwas entlastet werden. Dennoch ist wieder mit lokalen Überflutungen zu rechnen, auch Hagel und Sturmböen sind zu erwarten. Organisierte Gewitterverbände sind weniger ein Thema, da keine Front und auch keine markanten Konvergenzlinien mit im Spiel sind. Die geringe Deckelung spricht für zahlreiche und verbreitete Einzel- und Multizellen.

Im Lauf des Montags sickert bodennah etwas kühlere Luft ein, während die Höhenkaltluft nach Südosten abzieht. Damit setzt eine langsame Stabilisierung der Atmosphäre ein: Zu nur noch vereinzelt gewittrigen Schauern kommt es bevorzugt entlang der Berge, insbesondere in den zentralen und östlichen Regionen.

Ab Dienstag setzt sich Hochdruckeinfluss durch und beruhigt die Lage nachhaltig. Mit der Zufuhr von zunehmend wärmeren Luftmassen aus Südwest kann es ab Mittwoch aber wieder vereinzelt zu Hitzegewittern über den Bergen kommen. Neuralgische Punkte sind wie so oft der Jura, der Schwarzwald und die Voralpen, aber auch die Südalpen. Das Flachland sollte noch weitgehend verschont werden. Eine erhöhte Gewitterneigung aufgrund von jetzt noch unvorhersehbaren Randtrogentwicklungen in der Südwestströmung ist jedoch nicht ganz auszuschliessen.

Eine antizyklonale Südwestlage sorgt ab Mittwoch für hochsommerliche Temperaturen, eine Hitzewelle mit über 30 Grad liegt durchaus im Bereich der Möglichkeiten

Eine antizyklonale Südwestlage sorgt ab Mittwoch für hochsommerliche Temperaturen, eine Hitzewelle mit über 30 Grad liegt durchaus im Bereich der Möglichkeiten (hier abgebildet die Temperaturen in rund 1500 m Höhe)

Gewittervorschau 04.-10.07.2014

Die bevorstehende Lage verspricht nach dem vielerorts zu trockenen Juni mehrfach den Vollwaschgang

Die bevorstehende Lage verspricht nach dem vielerorts zu trockenen Juni mehrfach den Vollwaschgang

Die vor einer Woche erörterte, für die Jahreszeit ungewöhnlich südlich verlaufende Frontalzone macht uns auch in den kommenden Tagen zu schaffen. Ein weit nach Süden vorstossender Trog über Westeuropa beschert uns eine im Hochsommer selten auftretende Südlage, wobei auf der Vorderseite des Troges sich bildende Teiltiefs für viel Dynamik in unserem Wetterablauf sorgen. Die Unwettergefahr ist potenziell hoch, aber in ihrem zeitlichen Ablauf leider nicht einfach abzuschätzen, zumal uns auch immer wieder der Föhn dazwischen funkt. Sehr spannend ist auch die weitere Entwicklung der Wetterlage von Dienstag bis Donnerstag kommender Woche, wo uns insbesondere das amerikanische Modell GFS, teilweise unterstützt vom kanadischen GEM immer wieder extreme Lösungen auftischt.

Für die erste knifflige Lage ist bereits der Freitag besorgt. Zwischen einem nach Osten abziehenden Höhenrücken und dem im Westen aufrückenden Trog baut sich eine stramme Südströmung über die Alpen auf. Der Föhn wird nach dem Warmfrontdurchgang des Vormittags (mit durchziehendem, eher schwachem Niederschlag) um die Mittagszeit seinen Höhepunkt erreichen und in den Alpentälern für Sturmböen von bis zu 100 km/h besorgt sein. Jahreszeitbedingt muss man damit rechnen, dass der Föhn auch weit ins Mittelland und bis an den Bodensee ausgreift. Damit ist für eine trockene Grundschicht in der Ostschweiz sowie eine starke Deckelung der ansonsten hochgradig labilen Luftschichtung gesorgt. Erwartungsgemäss bei solchen Lagen wird der Deckel nur entlang des Juras sowie in den westlichen Voralpen bis maximal zum Napf durchbrochen. Die dabei entstehenden Gewitter sind heftig, oft von Hagel und Sturm- bis Orkanböen begleitet (vergleichbare Lage mit dem 20. Juni 2013, Stichwort Eidg. Turnfest Biel). Die Zugrichtung aus SSW lässt bis in die Abendstunden Gewitter im westlichen und zentralen Mittelland, im Jura und am Juranordfuss erwarten. Normalerweise verdursten diese beim Eindringen in die Föhnluft weiter östlich, mit dem Zusammenbrechen des Föhns am Abend sind aber Gewitter auch hier nicht ausgeschlossen. Ziemlich sicher dürfte aber die rasche Verlagerung der Druckgegensätze zu einer Druckwelle durch das ganze Mittelland und in der Folge auch in die Alpentäler führen. Es ist somit ratsam, auch abseits der klassischen Föhngebiete alles sturmsicher zu machen.

Windverhältnisse in rund 3000 m am Freitagabend. Zu sehen ist die Föhnströmung sowie eine auf die Westschweiz übergreifende Konvergenz

Windverhältnisse in rund 3000 m am Freitagabend. Zu sehen ist die Föhnströmung sowie eine auf die Westschweiz übergreifende Konvergenz und der „Knick“ an der Kaltfront über Zentralfrankreich

In der Nacht auf Samstag ist mit weiteren gewittrigen Schauern zu rechnen, länger anhaltender und gewittrig durchsetzer Regen greift wahrscheinlich von der Alpensüdseite über das Gotthardgebiet und Nordbünden in die Ostschweiz über. Die eigentliche und wahrscheinlich nur noch schwach aktive Kaltfront zieht in den frühen Morgenstunden durch, danach stellt sich eine kurze Wetterberuhigung ein (postfrontale Subsidenz am Samstagvormittag). Am Samstagnachmittag sind aufgrund der in der Höhe vorhandenen Kaltluft und der bodennahen Aufheizung durch den hohen Sonnenstand weitere Gewitter möglich, sie dürften sich aber weitgehend auf die Berge beschränken und nicht besonders kräftig sein.

Am Sonntag steilt die Höhenströmung wieder auf Südwest bis Süd auf und leitet die nächste Föhnphase ein, die bis mindestens in die Nacht auf Dienstag anhält. Dabei wird aufgrund der Nähe zum westeuropäischen Trog nicht nur warme, sondern auch sehr feuchte Luft zu uns geführt. Der hemmende Einfluss des Föhns ist am Sonntag noch gering, sodass verbreitet mit der Auslöse von kräftigen Gewittern gerechnet werden muss.

Am Montag ist die Lage wieder ähnlich zu jener vom Freitag, wobei diesmal im Westen eine extrem scharfe Kaltfront lauert (Temperaturdifferenz Ostschweiz-Zentralfrankreich ca. 15 Grad). Das mehr oder weniger langsame Vorankommen dieser bestimmt über die Dauer einer Unwetterlage, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat. Insbesondere im Jura und in der Westhälfte des Landes können immer wieder durchziehende Gewitter für enorme Regenmengen sorgen. Ob diese Lage am Dienstag endet und von einer kühlen Witterungsphase mit allmählicher Wetterberuhigung (allerdings mit noch länger anhaltendem Regen bzw. Schnee bis gegen 1500 m in den Nordalpen) abgelöst wird, ist derzeit noch nicht sicher. Diese Variante wird vom europäischen Modell EZ bevorzugt:

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem europäischen Modell EZ

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem europäischen Modell EZ

Hingegen rechnet das amerikanische Modell GFS immer wieder mit einer neuen Teiltiefbildung irgendwo über Mitteleuropa. Das kann einerseits das Vorankommen der Kaltfront weiter verzögern und uns auch am Dienstag noch in der feucht-warmen und sehr gewitterträchtigen Luftmasse verbleiben lassen, andererseits besteht auch die Gefahr, dass uns nach einer kurzen Abkühlung aus Norden die über Osteuropa um das Tief herumgeführte feuchte Warmluft erreicht und für weiteres Ungemach sorgt:

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem amerikanischen Modell GFS

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem amerikanischen Modell GFS

Je nach Entwicklung der Lage werden wir an dieser Stelle mit einer Sonderausgabe informieren.