Gewittervorschau 28.06.-04.07.2014

Die Luftmassenverteilung vom Montag zeigt den Vorstoss von Polarluft (blau bis grün) bis weit nach Süden auf breiter Front über dem Atlantik und Westeuropa

Die Luftmassenverteilung vom Montag zeigt den Vorstoss von Polarluft (blau bis grün) bis weit nach Süden auf breiter Front über dem Atlantik und Westeuropa

Das bisher verrückte Wetterjahr 2014 wird auch zu Beginn des Hochsommers nicht müde, uns weiterhin mit ungewöhnlichen Entwicklungen zu überraschen. Die vor einer Woche angekündigten Unsicherheiten bei der Entwicklung der Grosswetterlage mündet nun in eine südliche Westlage. Sie ist charakterisiert durch eine südlich des 50. Breitengrades verschobene Frontalzone – eigentlich ein typisches Muster des Winterhalbjahres. Dass eine solche Lage zum höchsten Sonnenstand des Jahres nicht nur die Modelle an die Grenzen, sondern auch mangels Erfahrung mit solcher Konstellation die Köpfe der Meteorologen zum rauchen bringt, erstaunt nicht. Es sei daher auch diese Woche wieder vorausgeschickt, dass bereits in der Kurzfrist, aber noch mehr in der Mittelfrist völlig unerwartete Entwicklungen eintreffen können.

Die erste Knacknuss erwartet uns bereits am Samstag, sie liess sich auch nicht dadurch umgehen, indem die Erstellung dieser Gewittervorschau Lauf für Lauf nach hinten geschoben wurde 😉 Eine schleifende Kaltfront erstreckt sich nordwestlich der Schweiz von der Biskaya über das südliche Pariser Becken bis nach Mitteldeutschland. Auf der Vorderseite wird mit südwestlicher Strömung warme und zunehmend feuchte Luft in die Schweiz geführt. Gleichzeitig erfolgt aber auch in der Höhe Warmluftzufuhr, sodass im 500 hPa-Niveau die Temperatur im Tagesverlauf von -16 auf -13 Grad steigt. Das reicht aus, um die Labilität im Verhältnis zur Erwärmung der bodennahen Luftschichten weitgehend zu neutralisieren. Es bildet sich ein so genannter Deckel, der am Nachmittag und frühen Abend noch schwer zu durchbrechen sein dürfte. Wo es aber geschieht, können sich explosionsartig heftige Zellen entwickeln, wobei die durch den zunehmenden Höhenwind aus Südwest verursachte Scherung durchaus mittelgrossen Hagel produzieren kann. Diese Gefahr dürfte am ehesten entlang der klassischen Voralpenschiene sowie in der Burgunderpforte und am Juranordfuss gegeben sein. Sich allenfalls daraus ergebende Eigendynamik ist selbst 24 Stunden vor dem Ereignis kaum abschätzbar. Somit gilt es die Lage im Nowcasting laufend neu zu beurteilen.

Druckverteilung und Lufttemperatur in rund 5500 m Höhe am Samstag. Die ergänzten Pfeile zeigen die Strömungsverhältnisse von warmer und kalter Luft an

Druckverteilung und Lufttemperatur in rund 5500 m Höhe am Samstag. Die ergänzten Pfeile zeigen die Strömungsverhältnisse von warmer und kalter Luft an

Erst in der Nacht auf Sonntag bekommt die Kaltfront Schwung und greift auf die Schweiz über. Sie bringt verbreitet ergiebigen Regen, der vor allem zu Beginn noch gewittrig durchsetzt sein dürfte. Am Sonntag selbst verlagert sich das Starkregenband langsam nach Osten, während sich im Lauf des Nachmittags im Westen erste Aufhellungen zeigen. Da am Abend die Höhenkaltluft in der Westschweiz eintrifft, können sich bei ausreichender Sonneneinstrahlung mitunter kräftige Rückseitengewitter bilden.

Am Montag und Dienstag gerät die eingeflossene Polarluft unter Zwischenhocheinfluss, mit der kräftigen Sonneneinstrahlung erwärmt sich diese aber vom Boden her rasch und so sind lokale Regengüsse vor allem über den Bergen nicht ganz auszuschliessen. Am Dienstagnachmittag stabilisiert aber bereits die Warmfront eines von Südwesten her aufziehenden Tiefs die Luftschichtung. Ob es bei dichter hoher Bewölkung bleibt oder gar etwas Regen fällt (am ehesten südlich der Alpen), bleibt noch offen.

Mit dem Mittwoch beginnt die Zeitspanne des zunehmend unsicheren Fahrplans. Wahrscheinlich wird der Tag mit Warmfrontbewölkung und gelegentlich ein paar Tropfen eingeleitet, wenn das Timing stimmt sind gegen Abend im Warmsektor bereits wieder erste Gewitter möglich. So richtig labil wird es aber am Donnerstag und Freitag, wenn sich gleichzeitig ein Höhentief von Südwest nach Nordost über die Alpen hinweg verlagert. Die Modelle bieten aber auch hier bereits wieder eine reich garnierte Palette an Lösungen an, sodass sich das Diskutieren über Einzelheiten zum jetzigen Zeitpunkt erübrigt.

Das bestehende Zirkulationsmuster macht die Hoffnung auf stabilere Zeiten zunichte. Der fotometeo-Blog wagt mittels der Siebenschläfer-Regel einen Ausblick auf den bevorstehenden Hochsommer.

Gewittervorschau 21.-27.06.2014

Abendliches Multizellen-Gewitter am 13.06.2014 über den Freiburger/Berner Voralpen

Abendliches Multizellen-Gewitter am 13.06.2014 über den Freiburger/Berner Voralpen

Die Schafskälte ist über Nordosteuropa stecken geblieben. So gab es letzten Dienstag in Estland den ersten Schneefall in einem Juni seit über 30 Jahren. Der Kältepool über Nordeuropa bleibt auch während den nächsten Tagen erhalten, während von Nordafrika sehr heisse Luft in den Mittelmeerraum vordringt. Der Alpenraum liegt zwischen diesen gegensätzlichen Luftmassen und wird je nach Stärke oder Schwäche und Verlagerung der bestimmenden Druckzentren mal mehr von Norden, mal von Süden beeinflusst. Diese Einleitung stellt schon mal klar, dass die Prognose für die nächsten Tage eine Herausforderung darstellt und viele Unsicherheiten beinhaltet.

Zum grossen Glück für uns Meteorologen ist das Wochenende noch am sichersten zu prognostizieren. Am Samstag erstreckt sich ein Hochdruckkeil von Irland bis zu den Alpen und trocknet die eingeflossene kühle Nordseeluft ab, der maximale Sonnenstand tut sein Übriges dazu. Nach kühlem Start steigen die Temperaturen am Nachmittag in den sommerlichen Bereich und es bleibt bei ein paar harmlosen Quellwolken über den Bergen. Am Sonntag reicht die starke Erwärmung der bodennahen Luftschichten hingegen bereits für lokale Gewitterbildungen vornehmlich im Hochjura sowie in den West- und Südalpen aus, sie dürften aber noch lokal begrenzt und kurzlebig bleiben.

Am Montag nähert sich aus Südwesten ein kleines Hitzetief, das an einen schwachen Höhentrog über Frankreich gebunden ist. Es steuert sehr warme und zunehmend schwüle Luft in die Westschweiz, sodass im Tagesverlauf die Gewitterneigung markant zunimmt. Die heute in den Karten gezeigten Labilitäts- und Hebungswerte sind in der zweiten Tageshälfte markant, hinzu kommt eine Verstärkung der Höhenströmung sowie eine Konvergenz in mittleren Luftschichten. Eine Luftmassengrenze knapp nördlich der Schweiz kann zusätzlich dafür sorgen, dass die schwüle Luft zwischen der Kaltluft im Norden und den Alpen gehoben wird. Eine delikate Mischung mit besten Voraussetzungen für heftige Unwetter, mitunter auch für grossen Hagel und Clusterbildung, welche die Schweiz und nördlich angrenzende Gebiete mit Starkregen bis weit in die Nacht hinein überziehen kann. Viel wird vom tageszeitlichen Timing und der genauen Position des kleinen Höhentiefs abhängen, auf jeden Fall gilt es die Lage zeitnah genau im Auge zu behalten!

Situation am Montagabend, 23.06.2014 mit der Luftmassengrenze knapp nördlich der Schweiz und energiereichen Luftmassen über den Alpen

Situation am Montagabend, 23.06.2014 mit der Luftmassengrenze knapp nördlich der Schweiz und energiereichen Luftmassen über den Alpen

Je nach Eigendynamik zieht sich die potenzielle Unwetterlage vom Montag bis in den Dienstag hinein, zumindest wird die warm-feuchte Luft aus heutiger Sicht am Dienstag noch nicht ausgeräumt. Tendenziell wird sich die heftigste Gewittertätigkeit aber nach Osten verlagern.

Über die Entwicklung von Mittwoch bis Freitag lässt sich derzeit keine seriöse Aussage machen. Dazu sind einerseits die Temperaturgegensätze zwischen Nord und Süd zu gross, andererseits lassen die verschiedenen Wettermodelle von Lauf zu Lauf die wetterbestimmenden Druckgebiete anders ziehen, was folgende Darstellung verdeutlichen soll:

Die Ausgangslage vom Dienstag, 24.06.2014 und die möglichen Entwicklungen

Die Ausgangslage vom Dienstag, 24.06.2014 und die möglichen Entwicklungen

Dabei stellen sich viele Fragen, die sich auf das Wetter im Alpenraum auswirken: Wie verhält sich der nordeuropäische Trog? Entwickelt er sich eher nach Süden oder Südosten? Macht er dem Hochdruckkeil bei Irland den Weg nach Mitteleuropa frei oder drängt er ihn ins Nordmeer ab (was für uns mit einer Nordlage die kälteste Lösung darstellen würde)? Hier hat auch der Trog an der Südspitze Grönlands ein Wörtchen mitzureden: Trogt er weiter nach Süden in den Atlantik aus oder bewegt er sich nach Osten, um bei uns eine Westlage einzuleiten? Und nicht zuletzt ist das Verhalten des Höhentiefs über Portugal entscheidend: Füllt es sich an Ort und Stelle auf, bewegt es sich auf südlicher Zugbahn ins Mittelmeer oder verbindet es sich gar über Mitteleuropa hinweg mit dem Skandinavien-Trog? Derzeit kann man nur die vorsichtige Aussage wagen, dass die Mehrheit der Möglichkeiten für eine nass-kühle Witterungsphase spricht, allerdings nicht über deren Details und zeitlichen Abläufe.

Gewittervorschau 14.-20.06.2014

Luftmassenverteilung am Samstag, 14.06.2014: orange: (sub-)tropische Luft, gelb: gemässigte Luft, grün: Polarluft

Luftmassenverteilung am Samstag, 14.06.2014:
orange: subtropische Luft, gelb: gemässigte Luft, grün bis blau: Polarluft

Nach einer turbulenten Woche in einer energiereichen Luftmasse kehrt nun wieder Ruhe ein. Nicht untypisch für den Juni folgt auf eine Südlage das Gegenteil: Eher kühle und trockene Luft gelangt aus Norden in unser Land. Damit wird die Gewitterneigung stark unterdrückt, einzig die Kaltfront am Samstag und eventuell ein Einschub etwas feuchterer und wärmerer Luft zur Wochenmitte könnten für etwas Spannung sorgen.

Am Samstag befindet sich die tropische Luftmasse, welche für die zahlreichen und teils heftigen Gewitter in dieser Woche verantwortlich war, bereits südlich der Alpen. Sie wurde am Freitagabend von einer mässig warmen und feuchten Luftmasse verdrängt, die nun wiederum durch ebenso kühle, aber trockenere Polarluft ersetzt wird. Dieser Verdrängungsprozess zwingt die im Mittelland liegende Luft an den Voralpen zum Aufsteigen und produziert noch mal einige Schauer und Gewitter, das Unwetterpotenzial der vergangenen Tage wird jedoch nicht mehr erreicht.

Ab Sonntag gerät diese Polarluft unter den Einfluss eines Hochs bei den Britischen Inseln, weitere trockene Luft wird mit der Bise ins Land geführt. Einzig inneralpin und auf der Alpensüdseite können sich dank eines Italientiefs Reste der feuchten Warmluft halten und regnen sich aus, mitunter örtlich gewittrig verstärkt.

Am Dienstag und Mittwoch kommt es auf die Lage des Hochs an, ob die Strömung vorübergehend auf Ost dreht und sich wieder feuchtere Luft in den nördlichen Alpenraum schleichen kann. Sie kann das Risiko für Schauer und Gewitter wieder anheben, in der nur mässig warmen Luft sind allerdings keine spektakulären oder gar gefährliche Entwicklungen zu erwarten.

Die weitere Lage ab Donnerstag ist noch unsicher, der Trend geht aber mehrheitlich in Richtung einer kühlen Nordwestlage. Sie kann allenfalls Kaltluftschauer bringen, sommerlich fühlt sich das jedoch nicht an. Eine weitere Hitzewelle mit hohem Gewitterpotenzial ist vorerst nicht in Sicht.

Zum Schluss noch ein Rückblick auf die Lage am Donnerstag, 12.06.2014 mit der chaotischen Entwicklung im Schnelldurchlauf:

Film aus dem kostenpflichtigen 3D-Radar von meteoradar, 12.06.2014 12-24 Uhr

Film aus dem kostenpflichtigen 3D-Radar von meteoradar, 12.06.2014 12-24 Uhr

Erkennbar ist die zunächst generelle Verlagerung von WNW nach ESE mit der Höhenströmung in ca. 5000 m Höhe. Sobald die Voralpengewitter Überhand nehmen, wird die Entwicklung in der West- und Nordschweiz unterdrückt (Subsidenzzonen). Das bodennahe Ausfliessen der durch die Gewitter ausgekühlten Luft von den Voralpen weg ins Mittelland sorgt dann dort durch das Anheben noch „unverbrauchter“ schwüler Luft für gewaltige Neuentwicklungen (Emmental-Olten-Basebiet und Zürich/Winterthur bis St. Gallen).

Gewittervorschau 07.-13.06.2014

Die Lage über Pfingsten ist ideal für freie Sicht vom Mittelland auf einzelne fotogene Zellen in den Alpen.

Die Lage über Pfingsten ist ideal für freie Sicht vom Mittelland auf einzelne fotogene Zellen in den Alpen.

Nachdem der Mai verhältnismässig ruhig verlaufen ist, wird nun der Juni als Monat mit dem gefährlichsten Gewitterpotenzial wahrscheinlich seinem Namen gerecht. Erstmals in diesem Jahr gelangen in der nächsten Woche hochgradig energiereiche Luftmassen in unsere Region. Passen alle Puzzleteile zusammen, kann daraus eine unwetterträchtige Lage entstehen.

Zunächst stehen aber die Pfingstfeiertage an. Ein Hochdruckrücken meint es extrem gut mit den Schweizern und legt sich an allen drei Tagen (Samstag bis Montag) genau über uns. Aus Südwesten gelangt Saharaluft aus dem Raum Marokko mit etwas Saharastaub im Gepäck zu uns. Die Temperaturen steigen von Tag zu Tag an und erreichen je nach Höhenlage und Sonnenscheindauer bis zu maximal 35 Grad. Da die Luft aber recht trocken ist, halten sich sowohl das Hitzeempfinden wie auch die Gewitterneigung in Grenzen. Einzelne Gewitter können nur über den Bergen entstehen, wo der stabile Deckel des Hochdruckrückens durchbrochen werden kann. Am ehesten ist dies am Samstag in der Südostschweiz und auf der Alpensüdseite möglich, am Montag dann entlang des gesamten Alpenbogens sowohl im Norden wie im Süden. Am Sonntag ist die Lage am stabilsten. Ob am Montag allenfalls auch im Hochjura einzelne Zellen entstehen können, ist noch unsicher. Jedenfalls hängt die Entwicklungsmöglichkeit stark vom Feuchteangebot am Boden ab und es werden lokale Bodenwindfelder z.B. an Bergketten benötigt, wo der Talwind aus verschiedenen Richtungen zusammenfliessen kann (etwa das Gebiet Saaneland-Les Diablerets, der Klausenpass oder die Region Davos). An solchen Stellen können einzelne, womöglich aber sehr heftige Hitzegewitter entstehen. Die Verlagerung ist aufgrund fehlenden Höhenwindes gering, es muss also mit sehr lokal begrenzten hohen Niederschlagsmengen gerechnet werden.

Erst am Dienstag fliesst aber genügend feuchte Luft in unsere Gegend ein, damit Gewitter verbreitet entstehen können. Der Höhenrücken verschiebt sich langsam nach Osten, womit die leicht divergente Höhenströmung aus Süd bis Südwest am Ostrand des Troges über Frankreich über uns zu liegen kommt. Die Labilität ist mit über 30 Grad zwischen 850 und 500 hPa sehr hoch. Hinzu kommt eine ordentliche Windscherung mit zusätzlich rückdrehender Windrichtung (in der Höhe Südwestwind, bodennah auf West bis Nordwest drehend). Vorausgesetzt, die bodennahe Luft wurde zuvor von Gewittern über Frankreich nicht zu sehr ausgekühlt, wären nicht nur die Grundvoraussetzungen, sondern auch das tageszeitliche Timing für Schwergewitter mit Grosshagel und heftigen Sturmböen perfekt.

Lage am Dienstag: Energiereichste Luftmasse genau über der Schweiz, dazu eine Tiefdruckrinne von der Nordsee bis zu den Alpen

Lage am Dienstag: Energiereichste Luftmasse genau über der Schweiz, dazu eine Tiefdruckrinne von der Nordsee bis zu den Alpen

Zwar kühlt die Luft auf Mittwoch etwas ab, die eigentliche Kaltfront soll aber nach den jetzigen Unterlagen nordwestlich der Schweiz verbleiben. Damit wären am Mittwoch und womöglich auch am Donnerstag noch gute Bedingungen für verbreitete Gewitterentwicklungen gegeben, wenn auch nicht mehr in der Heftigkeit vom Dienstag. Am Donnerstag und Freitag macht sich allerdings von Westen her allmählich Hochdruckeinfluss bemerkbar, sodass sich die Lage von Tag zu Tag stabilisiert. Details sind aber eine Woche im voraus kaum zu prognostizieren.

Gewittervorschau 02.-06.06.2014

Wetterlage am Mittwoch, 04.06.2014. Die vom Tief bei Schottland aus Westen herangeführte Kaltluft wird vom Hoch im Osten nach Norden umgelenkt (= winkelförmige Westlage)

Wetterlage am Mittwoch, 04.06.2014. Die vom Tief bei Schottland aus Westen herangeführte Kaltluft wird vom Hoch im Osten nach Norden umgelenkt (= winkelförmige Westlage)

Die Gewittersaison 2014 geht es weiterhin ruhig an. Waren vor wenigen Tagen die Karten mit der Grosswetterlage „Tief Britische Inseln“ für die kommende Woche noch vielversprechend, muss man inzwischen einmal mehr ernüchtert feststellen, dass weiterhin nur Geplänkel zu erwarten ist. Einzig eine Kaltfront am Mittwochabend bringt etwas mehr Potenzial, eine Schwergewitterlage wird es trotzdem nach den heutigen Erkenntnissen nicht.

Vorerst beschäftigt uns am Montag und Dienstag aber ein gealterter Kaltlufttropfen, der in den Karten kaum noch erkennbar ist und sich von den Benelux-Ländern bis zum Balkan erstreckt. Die Druckverhältnisse am Boden sind flach und die Luftmasse ist nur mässig warm, sodass zwar viel Labilität, aber nur wenig Energie zur Verfügung steht. An beiden Tagen ist in der zweiten Tageshälfte mit Schauern und kurzen Gewittern vornehmlich in den Bergen zu rechnen, im Flachland bleiben sie die Ausnahme. Mit dem schwachen Höhenwind sind die Zellen aber nahezu stationär, sodass lokal begrenzt doch mal ordentlich viel Wasser vom Himmel fallen kann.

Interessant wird die Lage am Mittwoch. Das Tief nördlich von Schottland steuert gegen Abend eine Kaltfront von Westen her in die Schweiz, erkennbar am markanten Übergang zwischen gelb-orangen und grünen Flächen in der folgenden Karte:

Luftmassenverteilung mit Kaltfront über der Westschweiz am Mittwochabend

Luftmassenverteilung mit Kaltfront über der Westschweiz am Mittwochabend

Die Luftmasse vor der Front ist wie schon an den beiden Tagen zuvor nur mässig warm, die Tageshöchstwerte liegen bei 20 bis 24 Grad. Höhenkaltluft ist keine im Spiel bzw. bleibt über Nordwesteuropa, womit sich die Labilität bei uns in Grenzen hält. Allerdings ist die Feuchtigkeit an der Front hoch, womit über Nacht am Alpennordhang beträchtliche Regenmengen fallen können. Gewitter sind am Abend am ehesten an der Voralpenschiene zu erwarten, der Höhenwind aus Südwest steht dafür günstig. Am Jura wird die flach eintreffende Kaltluft Gewitterbildungen wahrscheinlich rasch kappen, aufgrund des eher schwachen Bodendruckgradienten ist aber für einmal auch keine stark ausgeprägte Druckwelle zu erwarten. Kräftig auffrischen kann der Westwind vorübergend trotzdem, wird aber aller Voraussicht nach keine Schäden verursachen.

Am Donnerstag zieht die Kaltfront nach Osten ab, die rückseitige Kaltluft gerät rasch unter Hochdruckeinfluss und trocknet ab. Am ehesten sind weitere Schauer in der Ost- und Südostschweiz möglich, ansonsten dürfte es mit Bise rasch freundlicher werden. Am Freitag bringt eine Winddrehung auf südliche Richtungen einen markanten Temperaturanstieg. Die Luft nördlich der Alpen ist (föhnig-)trocken, hier ist die Gewitterneigung gering. Mehr Feuchtigkeit ist am Alpensüdhang vorhanden, hier kann es am Nachmittag und Abend zu lokal kräftigen Entwicklungen kommen.

Der Trend für das Pfingstwochenende lässt eine sehr warme bis heisse Phase erwarten. Noch unklar ist die genaue Position und somit die Wirkung des recht schmalen Hochdruckrückens zwischen den zwei Höhentiefkomplexen über dem Atlantik einerseits und Südosteuropa andererseits. Bis zur nächsten Gewittervorschau am Freitag wissen wir aber mit Bestimmtheit mehr.