Warmfront am 22.12.2011

Radarloop Winterradar für die ganze Schweiz. Quelle: meteoradar

Zur Zeit herrscht richtig garstiges Wetter. Der gefallene Schnee hat sich in vielen Regionen in Matsch verwandelt und schmilzt langsam aber stetig vor sich hin. Kritisch ist es in den Bergen. Die gefallenen grossen Neuschneemengen werden durchfeuchtet und und instabil. Dadurch steigt nicht nur die Lawinengefahr, auch die Stabilität vieler Äste, Bäume und Hausdächer wird auf eine harte Probe gestellt. Zudem steigt die Gefahr von Überflutungen durch verstopfte Abläufe und übervolle Gewässer.

Wir möchten aufzeigen, wie mit unserem Produkt Winterradar abgeschätzt werden kann, wo es noch schneit und wo der Regen bereits überhand genommen hat. Der aktuelle Radarloop zeigt Niederschlag in weiten Teilen der Schweiz. Die Farbabstufung, blau/grün für Regen, und türkis/grau für Schneefall zeigt ganz klar, dass es im Flachland regnet und in den Hochalpen schneit. Aber wo liegt die Schneefallgrenze? Dazu bietet die Zoomfunktion eine gute Hilfe. Das Beispiel am Ende dieses Artikels weist darauf hin, dass der Regen in vielen Alpentälern vorherrscht, die Schneefallgrenze also deutlich in die Höhe geklettert ist. Zudem weist die blinkende braune Farbe auf Regionen mit grosser Glättegefahr hin. Das sind Regionen wo es zwar regnet, die Bodentemperatur aber weiterhin bei Null Grad liegt. Bei diesen Bedingungen ist die Gefahr von rutschigen Verhältnissen besonders hoch.

Aber die effektive Höhe der Schneefallgrenze ist auch aus der detaillierten Zoom-Karte nicht einfach herauszulesen. Genau aus diesem Grund haben wir jedem Zoom-Ausschnitt ein Höhenprofil der Lufttemperatur, Bodentemperatur und der Luftfeuchte beigefügt. Mit einem einfachen physikalischen Modell kann aus diesen Daten die mutmassliche Höhe der Schneefallgrenze berechnet werden. Dabei ist zu beachten, dass diese nicht etwa bei Null Grad liegt, sondern bei leicht positiven Temperaturen, nämlich im Mittel bei knapp über einem Grad. Die Höhe der Schneefallgrenze ist von mehreren Faktoren abhängig, u.a. von der Luftfeuchtigkeit. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle näher auf diese Faktoren einzugehen.

Anhand mehrerer Höhenprofile (unterste Figur in diesem Blog) kann rasch abgeschätzt werden, dass es im Westen bis knapp 2000m regnet, während im Osten z.T. noch Schnee bis in tiefe Lagen fällt. In den Höhenprofilen ist der mutmassliche Bereich der Schneefallgrenze an der Höhenskala am linken Bildrand mit zwei Strichen markiert. Oberhalb des oberen Striches dürfte es schneien, underhalb des unteren Striches regnen.

Im Schweizer Sturmforum werden laufend Beobachtungen über die lokalen Verhältnisse (Schneefall oder Regen) übermittelt.
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7975
So wird aktuell aus dem Graubünden weiterhin über intensiven Schneefall bis in tiefe Lagen berichtet, genauso wie es im Höhenprofil der Region Mittelbünden auch angezeigt wird. Man beachte aber,  dass auch 16 Höhenprofile, verteilt über die Schweiz, nicht immer genügen, um die Schneefallgrenze überall exakt wiederzugeben. Dazu ist die lokale Varibalität der Faktoren, welche die Schneefallgrenze beeinflussen, zu hoch.

Zoomloop Winterradar Zentralschweiz. Quelle: meteoradar

Sturmtief „Joachim“ 15./16.12.2011

Kaltfront vom 14.12.2011 in Bern (Foto: Fabienne Muriset)

Kaltfront vom 14.12.2011 in Bern (Foto: Fabienne Muriset)

Über dem Atlantik hat sich in den vergangenen 24 Stunden ein Tiefdruckgebiet gebildet, das sich nun markant verstärkt und in der Nacht auf Freitag bzw. am Freitag tagsüber vom Ärmelkanal über Nordfrankreich und Mitteldeutschland nach Nordpolen zieht. Über die Zugbahn sind sich die Modelle inzwischen weitgehend einig, Differenzen gibt es noch beim Kerndruck, der zwischen 960 und 975 hPa gerechnet wird. Sein Sturmfeld wird auch die Schweiz erfassen, das folgende Szenario basiert auf einem Modell mit dem tiefsten Kerndruck (worst-case-szenario):

Die ersten Anzeichen des nahenden Sturms werden in der Schweiz im Lauf des späten Donnerstagabends spürbar, wenn der Wolkenschirm der Warmfront aus Westen aufzieht und in mittleren Lagen der Wind deutlich stärker wird. In der zweiten Nachthälfte überschreiten die Windspitzen auf den Jurahöhen vereinzelt 150 km/h, im Mittelland wird ein Mittelwind von 50 km/h mit Böen bis 80 km/h erwartet. Die Böigkeit wird zunächst durch den Warmfrontregen noch gedämpft, auch können sich im Mittelland in den tiefen Lagen mitunter noch längere Zeit Kaltluftpolster halten, sodass der stürmische Wind erst später durchbricht.

Am Freitagvormittag befindet sich die Schweiz im Warmsektor. Die Schneefallgrenze steigt in der Westschweiz, wo auch die grössten Regenmengen erwartet werden, auf 1500-1800 m. Nun kommt bei einer Druckdifferenz von ca. 15 hPa zwischen Lugano und Zürich der Föhn ins Spiel. Dieser wird in den Alpentälern nur wenige Stunden, aber durchaus heftig auftreten: In den typischen Föhntälern sind Böen bis 100 km/h nicht auszuschliessen. Auf den Bergen der Alpennordseite und des Wallis sind Orkanböen bis 160 km/h aus Südwest zu erwarten.

Am Freitagmittag erreicht die Kaltfront die Nordwestschweiz und zieht im Lauf des frühen Nachmittags über die Alpennordseite hinweg. Der Regen verstärkt sich schauerartig und spätestens jetzt brechen die Böen in voller Gewalt bis in die Niederungen durch. Es ist verbreitet mit Böen von 80 bis 100 km/h zu rechnen, an exponierten Lagen kann es durchaus auch mehr sein.

Von kurzen Aufhellungen am Nachmittag darf man sich nicht täuschen lassen: Am frühen Abend zieht eine zweite Front durch und kann noch mal Böen bis 110 km/h in die Niederungen bringen, dies vor allem in der Nordschweiz. Nun ist der Weg frei für die Kaltluft, welche die Schneefallgrenze in den Abendstunden bis in die Niederungen sinken lässt.

In der Nacht auf Samstag ziehen immer wieder Schneeschauer durch, am Alpennordrand und im Jura schneit es auch länger anhaltend. Bis Samstag früh können im Mittelland örtlich um 5 cm, in den Voralpen und im westlichen Jura bis zu 30 cm Schnee zusammenkommen. In den Westalpen oberhalb von 2000 m, wo der gesamte Niederschlag des Tiefs „Joachim“ als Schnee fällt, ist ein Neuschneezuwachs von bis zu 150 cm möglich. Entsprechend steigt hier die Lawinengefahr.

Auf der Rückseite des Tiefs wird es am Wochenende winterlich: Immer wieder ziehen Schneeschauer durch, welche vor allem am Samstag noch von stürmischen Böen begleitet werden. Bei Tageshöchsttemperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt kann sich dabei auch in tiefsten Lagen eine dünne Schneedecke bilden.

Vertiefte Diskussionen, Karten etc. im Sturmforum unter http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7957&start=70

Stürmisches Westwindwetter und Schnee bis ins Flachland

Am kommenden Freitag erwartet uns stürmisches Westwindwetter. Am Wochenende ist Schnee bis ins Flachland in Sicht.

GFS Prognose für 16.12.2011 um 1600, Quelle: wetterzentrale.de

Momentan zeigen diverse Wettermodelle ein kräftiges Sturmtief, das im Laufe des Freitags über Deutschland hinweg ziehen soll. Es hat bereits den Namen Joachim erhalten. Sturmschäden sind nicht ausgeschlossen, auch wenn die Schweiz nicht im Zentrum des Sturmes liegt. Die kräftigsten Winde werden über den Beneluxstaaten, Deutschland und Polen erwartet.Im Alpenraum kann es im Vorfeld zu einem kurzen aber kräftigen Föhnschub kommen.

Begleitet wird das Tief durch eine gut ausgeprägte Kaltfront mit starken Niederschlägen. In den Bergen können stellenweise bis über einen Meter Neuschnee fallen. In der Nacht auf Samstag sinkt die Schneefallgrenze bis ins Flachland. Am Wochenende sind weitere Schneefälle zu erwarten, jedoch mit abnehmender Intensität.

Die Entwicklung dieses Sturmtiefs wird im Sturmforum diskutiert: http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7957

Stürmisches Dezemberwetter, weisse Weihnachten?

Wetterkarte des GFS Modells für Freitag, 13 Uhr. Die weissen Linien des Bodendruckes sind auch über der Schweiz dichtgedrängt und deuten auf kräftige Westwinde hin. Quelle: wetter3.de

In der kommenden Woche legt das Wetter so richtig los. Uns erwartet ein Auf und Ab der Temperatur, in den Alpentälern kurze Föhnphasen, Auch im Mittelland zeitweilig stürmisch auffrischender Westwind, und natürlich auch einiges an Niederschlägen, in den Bergen meist als Schnee. Aufs Wochenende zeichnet sich dann ein satter Polarlufteinbruch ab, mit Schneeschauern bis ins Flachland und einem guten Neuschneezuwachs in den Bergen.

Dies ist etwa der Fahrplan der Woche:
Montag: aus Westen Regen, Schneefall unter 1’000m
Dienstag: föhnig aufgehellt, mild
Mittwoch/Donnerstag: erneut Regen, später auch Schneeschauer bis fast ins Flachland
Freitag: mild, stürmisch auffrischender Westwind
Wochenende: Kaltlufteinbruch mit Schneeschauern bis ins Flachland

Am Wochenende ist der Aufbau einer dünnen Schneedecke im Flachland durchaus möglich. Ob sich diese dann bis Weihnachten halten kann oder gar noch dicker wird? Darüber lässt sich zur Zeit beim besten Willen nur spekulieren. Am wahrscheinlichsten ist die Variante, dass sich aus Westen ein Hoch in den Kontinent hineinschiebt, welches aber rasch wieder aufgebaut wird und durch erneute Zufuhr von milder Atlantikluft abgelöst wird. Das ist mindestens die Variante, die uns die Singularität des Weihnachtstauwetters sehr oft beschert. Lassen wir uns überraschen…

Weitere Diskussion und Analysen dazu im Schweizer Sturmforum:
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7957

Druckfläche und Temperatur 850 hPa, gültig für Montag, 19.12.2011. Auf 1'500m Höhe wird eine Temperatur von -7 Grad vorausgesagt. Diese Temperatur lässt auch im Flachland Schneefall erwarten. Quelle: wetter3.de

 

Westlagen-Winter?

Abweichung der Wassertemperatur im Nordatlantik Ende November (Quelle: NOAA)

Abweichung der Wassertemperatur im Nordatlantik Ende November (Quelle: NOAA)

Mit dem Monat Dezember hat sich nicht nur der meteorologische Winter eingestellt, fast gleichzeitig stellte sich die Grosswetterlage über dem Nordatlantik und Europa grundlegend um. Eine kräftige Westströmung hat die Regie über unser Wetter übernommen und bringt nicht nur Stürme, sondern auch viel Niederschlag und für die Jahreszeit deutlich zu milde Temperaturen. Lässt sich daraus ableiten, wie der Winter 2011/2012 generell verlaufen wird?

Die sehr lange und ausgeprägte Hochdrucklage über Europa im Herbst war auf einen negativen Index der Nordatlantischen Oszillation (NAO) zurückzuführen. Der NAO-Index drückt vereinfacht gesagt das Verhältnis zwischen Islandtief und Azorenhoch aus. Sind die Gegensätze zwischen den beiden Druckgebilden ausgeprägt, wird der NAO-Index positiv, sind die Druckzentren verschoben oder schwach ausgebildet, spricht man von einem negativen NAO-Index. Bei deutlich positiven NAO-Index-Lagen ist die vom Nordatlantik nach Europa gerichtete Westströmung stark ausgeprägt, bei negativem Index ist die Westströmung schwach, dann herrschen über dem Kontinent häufig Nord-, Süd- oder gar Ostlagen, sowie längere windschwache Hochdrucklagen, wie wir dies im vergangenen Herbst erlebt haben.

NAO-Index, Messwerte und Prognose für Dezember (Quelle: NOAA)

NAO-Index, Messwerte und Prognose für Dezember (Quelle: NOAA)

Einiges deutet darauf hin, dass sich nun eine längere NAO+ Lage einstellt:
– die Wassertemperatur an den Küsten Westeuropas weicht positiv zur jahreszeitlichen Norm ab
– die Wassertemperatur vor der Südostküste Grönlands bis zum zentralen Nordatlantik ist eher kühl
– der subtropische Atlantik vor der Ostküste der USA ist eher zu warm

Eine solche Verteilung der Wassertemperaturen fördert oft über längere Zeit die Entstehung von Höhentiefs (Trögen) über dem zentralen Nordatlantik, woraus immer wieder kräftige Sturmtiefs resultieren. Diese sorgen für die ausgprägte Westströmung, begleitet von zu hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchte, also überdurchschnittlichen Niederschlägen. Die Konstellation lässt einen milden und zu nassen Winter in der Nordhälfte Europas erwarten, während im Mittelmeerraum ein durchschnittlicher bis leicht zu kühler und zu trockener Winter ansteht. Die Grenze bildet der Alpenbogen, entsprechend wird ein solcher Winter an der Alpennordseite zu nass und nur in hohen Lagen schneereich ausfallen, während an der Alpensüdseite Schnee wahrscheinlich zu einem seltenen Gut werden dürfte.

Das Langfristmodell des amerikanischen Wetterdienstes hat diesem Umstand bereits Rechnung getragen (links die Temperaturabweichung, rechts die Niederschlagsabweichung zum Klimamittel):

CFS Langfristprognose Dez-Feb (Quelle: NOAA)

CFS Langfristprognose Dez-Feb (Quelle: NOAA)

Stürmische Kaltfront am 5. Dez. 2011

In der kommenden 2. Nachthälfte wird eine aktive Kaltfront mit starken Niederschlägen, sinkender Schneefallgrenze und Sturmböen erwartet. Die Wetterdienste prognostizieren mehr oder weniger übereinstimmend Böenspitzen bis 90 km/h im Flachland, resp. 110 km/h in erhöhten Lagen, im Jura und in den östlichen Voralpen. Lokal können diese Grenzwerte auch überschritten werden.

Allerdings sind diese Prognosewerte nach wie vor mit einer beträchtlichen Unsicherheit behaftet. Der Grund hierfür liegt in einer sich verstärkenden Randwelle im Bereich der Kaltfront. Je nach der effektiven Stärke dieser Welle bei der Passage in der kommenden Nacht können die effektiven Böenspitzen schwächer, oder auch stärker sein als aktuell erwartet. Im Schweizer Sturmforum
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7950
wird zur Zeit das Auf und Ab der Modellprognosen anhand von Beispielkarten gezeigt und diskutiert.

Aktuell sind die Temperaturen im Flachland mit 11-12 Grad durchaus im frühlingshaften Bereich, siehe den Ausschnitt Donnerradar mit eingeblendeter Bodentemperatur. Dies dürfte sich in den kommenden 2 Tagen gründlich ändern. Mit der Passage des Kaltlufttroges sind am Dienstag tagsüber z.T. kräftige Schauer mit Graupel oder Schneeflocken bis ins Flachland zu erwarten.

Ausschnitt Radarbild Donnerradar Zoom mit eingeblendeten Temperaturwerten (grüne Felder)

 

 

34 tägige Trockenphase beendet

Die Niederschläge vom 2. auf den 3.12.2011 haben in weiten Teilen der Schweiz die lang anhaltende Trockenperiode beendet. Die letzten nennenswerten Niederschläge fielen mancherorts am 19. Oktober 2011, d.h. vor 34 Tagen. Die Berge wurden leicht angezuckert.

Der meiste Niederschlag fiel im Mittelland mit teilweise über 20 mm. Gegen die Alpen hin waren die Mengen geringer, z.B. in Interlaken 6.0 mm, Kandersteg 4.0 mm, Muotathal 5.4 mm. Im Bündnerland blieb es teilweise trocken. Im Jura und den Alpen fiel etwas Schnee. Die Mengen sind jedoch noch sehr bescheiden mit 5-20 cm. Nur an wenigen Stationen wurden um die 30 cm Neuschnee registriert.

Ebenso frischte der Westwind auf. Auf dem Säntis konnten Böenspitzen bis 100 km/h registriert werden und selbst in Schaffhausen blies der Wind mit bis zu 60 km/h.

Der Regen leitete eine grundsätzliche Wetterumstellung ein. In den nächsten Tagen muss mit weiteren Niederschlägen gerechnet werden, besonders in der Nacht auf Sonntag und auf Montag. Die Schneefallgrenze sinkt langsam bis am Dienstag teilweise bis ins Flachland. Dabei frischt der Wind weiter auf, Sturmböen sind auch im Flachland nicht ausgeschlossen.

Schneesituation am 2. und 3.12.2011 auf der Metschalp (Quelle: www.elsigen-metsch.ch)